Heutzutage ist Studieren ohne Frage eine Herausforderung. Im Vergleich zu schulischen Systemen oder dem Berufsleben ist beim Studienmanagement absolute Eigenverantwortung gefordert und erlaubt. Gerade, wenn man frisch von der Schule kommt und noch kein ganz klares berufliches Ziel vor Augen hat, kann dies durchaus einen leichten Schock bedeuten. Im Folgenden möchten wir Ihnen einige Gedanken an die Hand geben, die dabei helfen sollen, mit Überforderung und der Fülle an Möglichkeiten umzugehen und eine individuell richtige Entscheidung zu treffen. Die Grundlage bilden dabei die Ausführungen zur Achtsamkeit im Studium, die wir Ihnen bereits vorgestellt haben.
Zum Glück gibt es mittlerweile an jeder Universität Anlauf- und Beratungsstellen zur Studienwahl und -organisation. Zudem existieren zahlreiche Tests, mithilfe derer sich die eigenen Präferenzen und Möglichkeiten bei der Wahl des Studiums oder Schwerpunkts ermitteln lassen.
Doch auch eine bewusste, achtsame Herangehensweise kann dabei helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dies gilt nicht nur für den Beginn des Studiums, sondern auch dann, wenn Unzufriedenheit mit der Studiensituation oder private und berufliche Veränderungen eine Umorientierung erfordern.
Wodurch werden Fächer- und Kurswahl beeinflusst?
Egal ob es um die Wahl des Studiengangs oder die Wahl einzelner Module und Fächer geht – es ist immer hilfreich, sich zunächst bewusst zu werden, welche Faktoren die eigenen Gedanken und Entscheidungen beeinflussen. Achtsam in sich hineinzuhorchen, kann dabei ein erster Schritt sein. Es macht zum Beispiel einen grossen Unterschied, ob eine Wahl bei Ihnen positive Gefühle von Neugier und Aufregung oder eher Angst und negative Gedanken hervorruft. Dadurch, dass Sie sich über Ihr Empfinden in der Wahlsituation bewusst werden, fällt es Ihnen unter Umständen leichter, Ihre eigenen Bedürfnisse herauszuarbeiten. Vielleicht fällt Ihnen auf, dass die Studien- und Kurswahl Ihrer besten Freund:innen, die Wünsche Ihrer Grosseltern oder Angst vor einem prekären Arbeitsverhältnis Sie sehr stark beeinflussen.
Dabei geht es nicht darum, Ihre eigenen Entscheidungstendenzen zu bewerten, sondern eher darum, verborgene Einflüsse zu erkennen. Achtsamkeit als Werkzeug und ein neutraler Blick auf Ihre gegenwärtige Situation sollen dabei helfen, sich eigener Ressourcen und Potenziale bewusst zu werden.
Selbstverständlich spielen, gerade bei der Kurswahl, auch administrative Aspekte eine wichtige Rolle. Anmeldephasen, Fristen, Modulsysteme und Leistungspunkte sind dabei die eine Seite. Aber auch Vorlesungsort und -zeit, Prüfungsformen und erforderliche Präsenzzeiten sind bedeutsam. Ein achtsamer Umgang mit diesen administrativen Aspekten kann zum Beispiel beinhalten, sich zu fragen, wie die verschiedenen Module und Kurse ins eigene Leben passen. Wenn Sie ein grosses Problem mit frühem Aufstehen haben, ist die früheste Vorlesung vielleicht nicht die richtige für Sie. Und wenn Sie von sich selbst wissen, dass Sie mit etwas Druck und persönlichem Kontakt zur Lehrperson besser lernen können, sollten Sie Massenvorlesungen vielleicht so weit wie möglich meiden.
Die zweite Perspektive, die motivationale Perspektive, wurde oben bereits angesprochen. Hier gilt es, die eigenen Wünsche und Ziele achtsam zu reflektieren. Bei der Studiengangwahl bedeutet das, möglichst frei und unbeeinflusst Ihre eigene Präferenz herauszufiltern. Es ist aber natürlich nicht immer per se unsinnig, sich bei wichtigen Entscheidungen von nahestehenden Personen oder eigenen Ängsten beeinflussen zu lassen. Achtsam Entscheidungen zu treffen, bedeutet aber, diese Faktoren bewusst wahrzunehmen. Nur wenn Sie sich bewusst werden, welche Aspekte Sie beeinflussen und was Sie evtl. unter Druck setzt, ist Ihre Pro-Kontra-Liste wirklich vollständig.
Oft werden Entscheidungen auch von dem Gedanken beeinflusst, keine Fehler machen zu dürfen. Gleiches gilt, wenn ein Studiengang oder Modul weiterverfolgt wird, obwohl nach den ersten Veranstaltungen klar ist, dass Sie sich in diesem Fachgebiet nicht wohlfühlen. Hierzu sollten Sie im Hinterkopf behalten, dass es längst kein grosses Manko mehr ist, am Anfang des Studiums noch einmal die Richtung zu wechseln. Es geht ja gerade darum, etwas Neues zu lernen und zu wachsen – hier gehören Fehler dazu. Regelmässig achtsam zu sein und reflektiert mit Anforderungen umzugehen, kann aber dabei helfen, solche Situationen möglichst frühzeitig zu erkennen.