Redaktion | 21.06.2022 | Lesedauer 7 min

Die Bachelorarbeit ist der krönende Abschluss eines Bachelorstudiums – Studierende können hier zeigen, was sie im Studium gelernt haben, und ihr Können im wissenschaftlichen Arbeiten unter Beweis stellen. Die Entscheidung, die Abschlussarbeit auf Englisch zu schreiben, wird entweder durch das jeweilige Studienfach oder den Lehrstuhl vorgegeben oder es wird den Studierenden freie Hand bei der Wahl der Sprache gelassen. Die Entscheidung, die Bachelorarbeit auf Englisch zu verfassen, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, die in unserem Ratgeber dargestellt werden.

 


wieso, weshalb, warum

Bachelorarbeit auf Englisch

An den meisten Universitäten und Fachhochschulen gibt es mittlerweile Studiengänge, die international ausgelegt sind und oft gemeinsam mit Kooperationsuniversitäten im Ausland geplant werden. Vor allem im Wirtschafts- und Jura-Bereich, aber auch in kulturwissenschaftlichen Fächern, tragen viele Hochschulen der globalen Ausrichtung des Arbeitsmarktes Rechnung. Da einige dieser Studiengänge bilingual in Deutsch und Englisch stattfinden und manche ausschliesslich auf Englisch angeboten werden, erfordern sie bereits vom ersten Semester an einen wissenschaftlichen Umgang mit der englischen Sprache. Dass hier auch die Bachelorarbeit auf Englisch verfasst werden soll, ist der sprichwörtliche no-brainer. Selbst wenn die Vorgaben der Hochschule die Verwendung der englischen Sprache für die Abschlussarbeit nicht prinzipiell vorschreiben, ist es in diesen Studiengängen empfehlenswert, die englische Sprache zu verwenden.

Auch in Studiengängen, die weder international noch bilingual ausgerichtet sind, lohnt es sich, über das Verfassen der Bachelorarbeit auf Englisch nachzudenken. Vor allem, wenn Sie eine weitere akademische Laufbahn anstreben, Ihren Master im Anschluss angehen und auch promovieren möchten, ist eine Abschlussarbeit auf Englisch eine gute Visitenkarte, die Sie bei den Bewerbungen um weiterführende Studiengänge einbringen können und die Sie von anderen Mitbewerber:innen unterscheidet. Für die wissenschaftliche Laufbahn sowie auch für Bewerbungen auf dem freien Markt sind publizierte Abschlussarbeiten ein lohnendes Aushängeschild. Bachelorarbeiten können aufgrund ihrer Länge bzw. Kürze meist nur in wissenschaftlichen Journals publiziert werden und nicht – wie im Falle von Masterarbeiten oder Dissertationen – als alleinstehende Veröffentlichung. Das Verfassen der Bachelorarbeit auf Englisch erhöht hier aufgrund der sprachlichen Reichweite Ihre Chancen, ein Journal zu finden, welches die Arbeit publiziert.

Fun Fact:

Während „Bachelorarbeit“ an deutschen Hochschulen auf Englisch schlicht mit Bachelor Thesis übersetzt wird,cgibt es in englischsprachigen Ländern jeweils andere Bezeichnungen. In den USA ist der Begriff thesis in der Regel der Masterarbeit (Master Thesis) sowie der Promotionsarbeit (PhD Thesis) vorbehalten – die Bachelorarbeit wird oft als final project, senior (honors) project oder auch senior thesis bezeichnet. In Grossbritannien wird die Arbeit als Dissertation bezeichnet. (Im Sprachgebrauch also ein klassischer false friend.)

Englische Bachelorarbeit

Was gilt es zu beachten?

Die Entscheidung ist gefallen – Sie möchten Ihre Bachelorarbeit auf Englisch schreiben. Nun gibt es einige Punkte, die es zu beachten gilt.

  • Korrekte Verwendung der Sprache:

    Sie sollten selbstverständlich eine gewisse Sicherheit im Umgang mit der englischen Sprache besitzen. Die meisten Studierenden sind mit dem Gebrauch des Englischen weitgehend vertraut – durch den kulturellen Umgang, das Alltagsleben und auch durch das Lesen englischer wissenschaftlicher Texte. Wie im Deutschen unterscheidet sich doch der Alltagsgebrauch vom Wissenschaftsenglisch. Neben der korrekten Verwendung der Grammatik gilt es hier vor allem auch auf die korrekte Wortwahl zu achten. Fällt man auf die so genannten false friends herein – englische Wörter, die deutschen Wörtern ähneln, jedoch eine andere Bedeutung haben – kann es schnell peinlich werden. Wichtig ist zudem die Unterscheidung zwischen der britischen (BE – British English) und der amerikanischen (AE – American English) Schreibweise. Hier helfen akademische Online-Lexika wie etwa das Oxford Dictionary für British English oder Merriam Webster für American English.

  • Wissenschaftsenglisch:

    Im Gegensatz zu auf Deutsch verfassten wissenschaftlichen Arbeiten, ist es bei der Verwendung des Englischen wichtig, den wissenschaftlichen Sachverhalt in kurzen, klar verständlichen und präzise formulierten Sätzen darzustellen. Das berühmte akademische „Geschwafel“, das in deutschen Arbeiten durch lange Schachtelsätze, Passivkonstruktionen und Verwendung möglichst vieler Fremdwörter den Text aufbläht, ist in englischen Arbeiten nicht gewünscht. Zu beachten ist ausserdem, dass englische wissenschaftliche Text immer im Aktiv und niemals im Passiv geschrieben werden – also das komplette Gegenteil zum deutschen Sprachgebrauch. Daher ist auch die Verwendung von Translationsmaschinen wie etwa DeepL beim Schreiben englischer wissenschaftlicher Arbeiten weniger empfehlenswert. Sie können hiermit aber gerne Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, wenn Ihnen plötzlich die englischen Worte fehlen.

  • Englische und anderssprachige Quellen:

    Bei der Suche nach Sekundärquellen für Ihre Arbeit sollten Sie den Fokus ebenfalls auf englischsprachige Texte legen. Je nach Ausrichtung des Studiengangs sind deutsche oder anderssprachige Quellen entweder nicht gerne gesehen oder gar verboten. Hier sollten Sie mit Ihrem Lehrstuhl abklären, ob es dazu Vorgaben gibt. Sollten anderssprachige Quellen erlaubt sein, gibt es meist einen bestimmten Prozentsatz, der nicht überschritten werden darf, sodass der Grossteil der Arbeit mit englischsprachigen Quellen untermauert ist.

  • Zitations- und Formatvorgaben:

    In der englischsprachigen Arbeiten werden zumeist andere Zitationssysteme und Formatierungen bevorzugt. Sind Sie Absolvent eines international ausgelegten Studienganges, haben Sie sicherlich im Verlauf des Studiums die einschlägigen Systeme kennengelernt und verwenden diese relativ sicher. Wenn Sie bisher allerdings nur auf Deutsch geschrieben haben und die Bachelorarbeit Ihr erster auf Englisch verfasster wissenschaftlicher Text ist, sollten Sie sich mit den Zitationssystemen wie APA, Harvard und Chicago im englischen Gebrauch vertraut machen. Hier sollten Sie auch im Vorfeld mit Ihrem Lehrstuhl abklären, ob es Präferenzen oder Empfehlungen gibt. Dies gilt ebenfalls für die Formatierungsregeln. Da es auch bei der Formatierung (meist gebunden an das Zitationssystem) eigene Regeln im Englischen gibt, sollte auch hier mit dem Lehrstuhl gesprochen werden.

  • Zeitfaktor:

    Zu guter Letzt müssen Sie auch etwas mehr Zeit für die Erstellung einer Bachelorarbeit auf Englisch einplanen. Die Suche nach den richtigen Worten, dem richtigen Ausdruck sowie der korrekten Satzstellung nimmt oft mehr Zeit in Anspruch, als zu Beginn vermutet wird. Selbst für Studierende, die sich sicher im Umgang mit der Sprache fühlen, kann es hier zu zeitlichen Verzögerungen kommen. Planen Sie also einfach ein paar Tage mehr ein, um nicht gegen Ende der Frist ins Schludern zu geraten und den sprachlichen Stil schleifen zu lassen. Sicherlich wird keine Perfektion erwartet, aber eine Bachelorarbeit auf „Denglisch“ sollte es nicht werden.

 

„Vigorous writing is concise. A sentence should contain no unnecessary words, a paragraph no unnecessary sentences, for the same reason that a drawing should have no unnecessary lines and a machine no unnecessary parts.“ William Strunk; E. B. White: “The Elements of Style”

Cherry on top

Das Lektorat der englischen Bachelorarbeit

Eine wissenschaftliche Arbeit sollte immer von einem zweiten Paar Augen Korrektur gelesen werden – egal, ob es sich um eine deutsche, englische oder anderssprachige Arbeit handelt. Schreiben Sie jedoch in einer Fremdsprache, wird dies umso wichtiger. Sprachliche Ungenauigkeiten können hier zu gravierenden Verständnisproblemen führen und Ihnen gegebenenfalls die Worte im Mund umdrehen. Gerade die false friends und das Abrutschen ins Denglische machen den Schreibenden oft das Leben schwer. Um diese Ungereimtheiten bestmöglich ausmerzen zu können, sollte das Lektorat von einem Native Speaker durchgeführt werden. Zwar können auch Mitstudierende oder andere Bekannte Ihre Arbeit gegenlesen, jedoch ist die Gefahr grösser, dass hier vor allem denglische Fehler überlesen werden – denn Deutsche verstehen das Denglisch in der Regel sehr gut, wissen was gemeint ist und lesen entsprechend darüber hinweg. Das online verfügbare Tool Grammarly kann bereits beim Verfassen der Arbeit nützliche Hinweise auf Fehler in Grammatik, Satzbau und Vokabular geben, ersetzt aber nicht das Lektorat durch einen Native Speaker.

Englische Bachelorarbeit FAQ

Wie unterscheidet sich eine Bachelorarbeit auf Englisch von einer deutschsprachigen?

Eine Bachelorarbeit auf Englisch unterscheidet sich von einer deutschsprachigen Bachelorarbeit gar nicht. Nur die Sprache ist unterschiedlich. Aufgrund der kürzeren englischen Wörter kann, je nach Fakultät, ein geringerer Umfang verlangt werden. 

Welche Vorteile hat eine englische Bachelorarbeit?

Der Vorteil einer englischen Bachelorarbeit ist; Sie lernen, akademisch in einer anderen Sprache zu arbeiten, und verbessern dadurch sowohl Ihre akademischen als auch Ihre Sprachskills. Darüber hinaus, steigern Sie Ihre Reputation und werden auch für internationale Forschungsprojekte oder Unternehmen interessant.

Welche Nachteile hat eine englische Bachelorarbeit?

Der Nachteil einer in Englisch verfassten Bachelorarbeit ist, dass Sie mehr Arbeit leisten müssen als andere Studierende. Sie brauchen vermutlich länger, um Quellen zu lesen, die Arbeit zu verfassen und zu kontrollieren.

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Fazit

Where to start!?

Neben den üblichen Vorbereitungen für eine Bachelorarbeit, die in unserem Ratgeberartikel Bachelorarbeit dargestellt sind, erfordert das Schreiben der Bachelorarbeit auf Englisch auch eine sprachliche Vorbereitung. Neben den bereits erwähnten Online-Lexika und Sprachtools gibt es auf dem Markt einige nützliche Bücher, die mit dem wissenschaftlichen Schreiben im Englischen vertraut machen sowie das Wissen in Grammatik, Ausdruck und Stil erweitern:

  • Jenny Baranick „Missed Periods and Other Grammar Scares” ist ein Buch, das auf lockere Art grundlegende Grammatikfragen klärt.
  • William Strunk; E.B. White „The Elements of Style” liefert Tipps zur Verbesserung des Schreibstils und ist mit knapp 84 Seiten im Pocket-Format schnell durchgelesen.
  • Hilary Glasman-Deal „Science Research Writing for Non-Native Speakers of English” befasst sich sowohl mit der sprachlichen Problematik als auch mit methodischen und strukturellen Themen.
  • Felicitas Macgilchrist „Academic Writing“ erklärt, wie wissenschaftliche Arbeiten aufgebaut werden und wie die einzelnen Gliederungspunkte erfolgreich bearbeitet werden können – vom Abstract bis hin zur Conclusion.
  • Tim Skern „Writing Scientific English” ist vor allem für empirische Arbeiten interessant und liefert Anleitungen zur Erhebung, Auswertung und Darstellung empirischer Daten.

Dies ist natürlich nur ein kleiner Einblick in die umfangreiche Literatur, die als Hinführung und Hilfe beim Verfassen englischer Bachelorarbeiten zu finden ist. Sie sollten einfach etwas stöbern und herausfinden, welcher Stil Ihnen am besten liegt und welche Fragen beim Erstellen der Arbeit aufkommen. Es gibt für jedes Problem die passende Publikation.

Eins ist sicher – mit der Entscheidung, Ihre Bachelorarbeit auf Englisch zu verfassen, haben Sie die Möglichkeit, Ihren eigenen sprachlichen sowie wissenschaftlichen Horizont zu erweitern und nebenbei die prüfenden Lehrstuhle sowie zukünftige mögliche Arbeitgeber:innen zu beeindrucken.