Der Ergebnisteil einer Bachelorarbeit als Herzstück der wissenschaftlichen Gesamtpräsentation

Die Ergebnisse einer Bachelorarbeit stellen einen zentralen Bestandteil der gesamten wissenschaftlichen Leistung und des Schreibens dar.

Ralf-Peter | 08.11.2024 | Lesedauer 5 min

Die Ergebnisse einer Bachelorarbeit stellen einen zentralen Bestandteil der gesamten wissenschaftlichen Leistung und des Schreibens dar. Dabei handelt es sich nicht nur um eine reine Zusammenfassung der bisherigen Auseinandersetzung, sondern um eine möglichst strukturierte Aufarbeitung der zentralen Erkenntnisse der Arbeit, um den Lesenden zu ermöglichen, diese nochmals in komprimierter Form nachvollziehen zu können. Dies klingt zunächst nach einer recht trivialen Aufgabe, denn es wurde sich ja mit der Thematik vorher umfangreich auseinandergesetzt. Dass aber der Ergebnisteil einer Bachelorarbeit durchaus eine Herausforderung darstellt und einige Fallstricke für die Verfassenden bereithält, wird häufig erst nach der Bewertung festgestellt. Der folgende Beitrag wird daher die wichtigsten Fragen hinsichtlich Funktion, Aufbau und Vorgehen klären und zudem Dos and Don´ts sowie einige Tipps für das Verfassen bereithalten.

 

Funktionen des Ergebnisteils einer Bachelorarbeit

Die grundsätzliche Aufgabe eines Ergebnisteils, unabhängig davon, ob es sich um eine einfache Hausarbeit, eine BA-, MA- oder auch Doktorarbeit handelt, ist die informative Darstellung der empirischen oder theoretischen Ergebnisse der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der jeweiligen Thematik. Dieser Teil der Arbeit muss die Präsentation der wesentlichen Daten und Erkenntnisse gewährleisten. Hierdurch werden bei einer empirischen Herangehensweise in der Regel die Bestätigung oder Widerlegung von vorher aufgestellten Hypothesen ermöglicht. Bei einer weitgehend theoretischen Auseinandersetzung, wie beispielsweise einer reinen Literaturarbeit, bietet der Ergebnisteil einer Bachelorarbeit die Möglichkeit, die zentrale Fragestellung im weiteren Verlauf zu beantworten beziehungsweise die Ergebnisse bezüglich dieser einzuordnen.

Die Funktion des Ergebnisteils ist demnach in erster Linie, und dies sollte unbedingt beachtet werden, eben nicht die Interpretation der gewonnenen Erkenntnisse, sondern deren objektive und strukturierte Zusammenfassung. Sie soll den Lesenden sowohl einen Überblick als auch das möglichst einfache Verständnis der Ergebnisse ermöglichen. Im Anschluss können diese dann in der Diskussion oder Einordnung als vorausgesetzt betrachtet werden und müssen nicht mehr gesondert erläutert werden.

 


 

Der strukturierte Aufbau als Erfolgsgarant

Der konkrete Aufbau eines Ergebnisteils einer Bachelorarbeit ist einerseits stark davon abhängig, in welchem Fachbereich sie verfasst wird, und andererseits wird er zum Teil von der jeweiligen Gliederung der Arbeit selbst bestimmt. Es empfiehlt sich, grundsätzlich chronologisch vorzugehen. Es sollte daher auf eine zu starke Vermischung der Ergebnisse, ausgehend von der jeweiligen Gliederung, verzichtet werden. Es ist in der Regel wenig sinnvoll, im Ergebnisteil einer Bachelorarbeit von der vorherigen Gliederung zu stark abzuweichen, denn dadurch können bei den Lesenden Verständnisschwierigkeiten entstehen und womöglich kausale Zusammenhänge nicht nachvollzogen werden. Zudem existieren Unterschiede zwischen empirischen und eher theoretisch angelegten Arbeiten, die unbedingt beachtet werden müssen.

Ein beispielhafter Aufbau, sowohl für empirische als auch theoretische Arbeiten, kann wie folgt aussehen:

I
Kurze Einleitung

  • Erläuterung der Art und Darstellungsform der Ergebnisse
  • Erinnerung an Forschungsfragen oder Hypothesen

II
Präsentation der wichtigsten Hauptbefunde

  • Strukturierte und nachvollziehbare Aufbereitung
  • Orientierung an der vorherigen Gliederung, damit die Lesenden folgen können

III
Die Darstellung sekundärer Befunde

  • Ergänzende oder erläuternde Informationen/Daten zu den Hauptbefunden
  • Die Einführung vollständig neuer Aspekte vermeiden, um Hauptbefunde nicht zu entwerten und Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten

IV
Kurze Zusammenfassung

  • Pointierte Wiederholung der wichtigsten Ergebnisse, um Lesende zu erinnern
  • Vorbereitung der folgenden Diskussion

Die Unterschiede zwischen empirischen und theoretischen oder literaturbasierten Arbeiten sollten innerhalb dieser groben Gliederung beachtet werden.

 


 

Hauptunterschiede zwischen empirischen und theoretisch angelegten Arbeiten

Empirische Arbeiten Theoretische Arbeiten
Ergebnis-/
Datenart
  • Quantitative Daten aus empirischen Untersuchungen
    (Umfragen, Experimente etc.)
  • Gelegentlich auch umfangreich qualitativ erhobene Daten
    (Interviewstudie bspw.)
  • Immer messbar und nach wissenschaftlichen Kriterien
    (Validität, Reliabilität) erhoben
  • Qualitativ erhobene Ergebnisse meist aus sekundärer Literaturrecherche
  • Ergebnisse aus qualitativen Einzel- oder multiplen vergleichenden Fallstudien
  • Theorievergleich oder -entwicklung
  • In der Regel keine Überprüfung von Ergebnissen mit Hypothesen
Ergebnis-
darstellung
  • Logischer Aufbau der Ergebnisse
  • Verknüpfung mit den vorherigen Hypothesen
  • Struktur richtet sich in der Regel an der Datenabfolge aus
  • Kausale Zusammenhänge müssen beachtet werden
  • Strukturierung der Ergebnisse kann freier erfolgen
  • Nachvollziehbarkeit muss im thematischen Zusammenhang gewährleistet werden
  • Anpassung an die vorherige Argumentation sollte erfolgen
Präsentations-
format
  • Häufig tabellarisch oder in Diagrammen
  • Visuelle Unterstützung in der Darstellung von vor allem quantitativ erhobenen Daten
  • Präsentation häufig in rein textlicher Form
  • Visualisierung selten und meist nicht essenziell zum Verständnis notwendig
Präsentations-
logik
  • Darstellung folgt der inneren Logik der erhobenen Daten sowie auch der Methode
  • Die Präsentation muss nicht selten standardisierten Anforderungen genügen
  • Ergebnisse werden in den argumentativen Zusammenhang gebracht
  • Logik folgt dabei nicht zwangsläufig dem vorherigen Aufbau
  • Form kann meist kreativer gewählt werden

Die Entscheidung für das Darstellungsformat sollte von den Verfassenden unbedingt im Vorfeld getroffen werden.

 


 

Die unterschiedlichen Darstellungsformate für Ergebnisse in Bachelorarbeiten

Welche Darstellungsformen für den Ergebnisteil gewählt werden, ist vorrangig davon abhängig, welche Art Arbeit geschrieben wird sowie welche Methode zur Anwendung kommt. Je nach Datentyp oder auch bei einer reinen literaturbasierten Auseinandersetzung können daher unterschiedliche Formate zum Einsatz kommen. Sie lassen sich grob in folgende Kategorien einteilen.

Beschreibung Vorteile Hinweise
Tabellen Insbesondere bei numerischen Daten sowie bei textlichen Zusammenfassungen zu finden Klare und strukturierte Präsentation; Vielzahl von Informationen lässt sich reduziert darstellen Punktuelles Einsetzen, da dieses Format monoton wirken kann; Übersichtlichkeit der Tabelle ist ein Muss
Grafiken/
Diagramme
Visualisierung reduziert Komplexität der Datenergebnisse
(vor allem quantitativ).
Oftmals erleichtert die Darstellung das Verständnis; gute Visualisierung spricht Lesende an. Korrekter Bezug zum Text sowie Beschriftung sind besonders wichtig.
Textliche Zusammenf. Präsentation mittels Fliesstext; Eignung besonders für qualitative oder Theorie-/Literaturarbeiten Ermöglicht detaillierte Darstellung und eine flexiblere Präsentation Roter Faden – Struktur und thematische Schwerpunkte müssen gewährleistet werden.
Wörtliche
Zitate
Untermauerung von aussagen durch direkte Zitate; häufig bei qualitativen Interviewstudien/Fragebögen empfehlenswert Verstärkt Glaubwürdigkeit der Ergebnisse; Nachvollziehbarkeit wird bei entsprechenden Studien verbessert. Gezielte und sparsame Verwendung; passend einsetzen

Diese grundlegenden Darstellungsformen können selbstverständlich auch in Kombination angewandt werden.

 


 

Die Kardinalfehler – Die Don´ts

Bisher wurden vor allem die Dos und die generelle Herangehensweise an Ergebnisteile thematisiert. Es existieren aber auch drei entscheidende Don´ts, die Verfassende unbedingt vermeiden sollten.

Ausgehend von der oben erwähnten Funktion von Ergebnisteilen in wissenschaftlichen Arbeiten, ist der schwerwiegendste und auch häufigste Fehler, dass diese nicht nur informativ, sondern auch interpretativ gestaltet werden. Die Interpretation der Ergebnisse ist jedoch Aufgabe der wissenschaftlichen Diskussion in einem eigenen Abschnitt oder Kapitel sowie ggf. in einem erweiterten Fazit. Daher sollte nie eine Interpretation oder kontextuelle Einordnung der ermittelten Ergebnisse stattfinden. Dazu gehört auch, dass eigene Schlussfolgerungen vermieden werden. Daran schliesst zudem an, dass die Verfassenden sprachlich neutral sowie präzise formulieren, um die Wertung der Ergebnisse nicht vorwegzunehmen. Den Lesenden sollte ermöglicht werden, sich objektiv mit den vorhandenen Inhalten auseinanderzusetzen.

Ein weiterer Fehler, der die Qualität von Ergebnisteilen erheblich vermindern kann, ist der fehlende Bezug zu den zentralen Forschungsfragen und/oder Hypothesen der Arbeit. Auch wenn sie im Ergebnisteil noch nicht abschliessend diskutiert und beantwortet werden, sind sie für dessen Struktur das Leitmotiv. Dies gilt auch, falls sich Ergebnisse widersprechen sollten oder deutlich wird, dass sie womöglich keine Relevanz für die wissenschaftliche Fragestellung besitzen. Letzteres kommt durchaus vor, muss aber im Ergebnisteil zunächst aussen vor gelassen werden.

Die unvollständige oder unübersichtliche Darstellung gehört ebenfalls zu den häufigsten Fehlerquellen. Sie führt dazu, dass die Lesenden der späteren Diskussion und Interpretation schlechter folgen oder gar wichtige Zusammenhänge gar nicht verstanden werden können. Dann kann der Ergebnisteil einer Bachelorarbeit auch nicht mehr seiner Funktion als Grundlage für die weitere Analyse nachkommen.

I

Interpretation im Ergebnisteil
vermeiden

  • Ergebnisse sollten objektiv und ohne Wertung präsentiert werden.
  • Interpretationen gehören in die Diskussion oder das Fazit.

II

Fehlender Bezug zu
Forschungsfragen/Hypothesen

  • Ergebnisse müssen im Kontext der zentralen Fragestellungen stehen.
  • Widersprüche oder irrelevante Ergebnisse nicht ausführlich behandeln.

III

Unvollständige oder
unübersichtliche Darstellung

  • Sorgfältige Strukturierung ist entscheidend für das Verständnis.
  • Klare Gliederung und logischer Aufbau sind unerlässlich.

Literatur

Zur weiteren Informationen für die Erstellung von Abschlussarbeiten und  Ergebnisteilen können folgende Publikationen für verschiedene Fachbereiche empfohlen werden:

Bänsch, A. & Alewell, D. (2020). Wissenschaftliches Arbeiten. 12., überarbeitete Auflage. Berlin/Bosten: De Gruyter Oldenbourg.

Disterer, G. (2019). Studien- und Abschlussarbeiten schreiben. Seminar-, Bachelor- und Masterarbeiten in den Wirtschaftswissenschaften. 8. Auflage. Berlin: Springer.

Kühl, S. & Kühl, M. (2016). Die Abschlussarbeit in den Life Sciences. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer.

Lindenlauf, F. (2022). Wissenschaftliche Arbeiten in den Ingenieur- und Naturwissenschaften. Ein praxisorientierter Leitfaden für Semester- und Abschlussarbeiten. Wiesbaden: Springer Fachmedien.