Maria Lassnig, Zwei Arten zu sein (Doppelselbstporträt),
2000 © Maria Lassnig Foundation
Bildanalyse Beispiel
Beispielhafte Bildanalyse: Doppelselbstporträt von Maria Lassnig
Als Beispiel für eine Bildanalyse sehen wir uns das Bild „Zwei Arten zu sein (Doppelselbstporträt)“ der österreichischen Künstlerin Maria Lassnig genauer an, welches sie im Jahr 2000 gemalt hat. Zuerst wird eine Bildbeschreibung, danach eine Bildanalyse vorgenommen.
Lassnigs Malerei kann der „informellen Malerei“ und dem Tachismus zugeordnet werden7 und zählt zur zeitgenössischen Kunst. Es ist bei diesem Bild sinnvoll, von links nach rechts vorzugehen, da beide Bildelemente gleichwertig gesetzt sind und es kein Hauptmotiv gibt. Das Bild ist mittig geteilt: Auf der linken Seite befindet sich Gesicht und Oberkörper eines Wesens, das einem Tier ähnelt. Auf der rechten Seite ist ein Selbstporträt von Lassnig zu sehen, worauf auch der Titel des Bildes hinweist. Den Hintergrund stellt eine weisse Fläche ohne weitere Auffälligkeiten dar. Die Betrachter:innen blicken frontal und direkt auf die beiden dargestellten Figuren.
Nun zur Bildanalyse: Bei der Komposition von „Zwei Arten zu sein (Doppelselbstporträt)“ ist auffällig, dass das Bild klar in der Mitte geteilt ist, wobei die linke Figur durch die stärkere Umrandung etwas mehr Raum einnimmt und grösser ist als die rechte, also weiter nach oben ragt. Dadurch wird die linke Figur insgesamt betont. Die Linien im Bild sind nicht kontinuierlich und fast immer gerundet, vertikale oder horizontale Achsen sind nicht vorhanden. Durch diese Art der Komposition entsteht Lebendigkeit und Dynamik – gleichzeitig bringen die klare Trennung in der Mitte und der flächige, einfarbige Hintergrund Ruhe und Balance in das Bild.
Die Räumlichkeit im Bild ist eindimensional orientiert – der monotone Hintergrund lässt keine Bildtiefe zu, wodurch die Figuren präsent und konkret wirken und eine Nähe zu den Betrachter:innen manifest wird.
Lassnig arbeitet hier mit pastelligen Farbtönen, hauptsächlich Rosa- und Grüntöne. Bei der linken Figur wurden die Farben kräftiger gewählt, die Umrandung ist hier stärker und durchgehend, während die rechte Figur in blasseren Farben gehalten ist und teilweise sogar weisse Stellen aufweist. Dadurch kreiert Lassnig Kontrast zwischen den zwei Figuren.
Licht und Schatten im Bild werden nur durch die Farbgebung dargestellt – die Lichtquelle scheint dabei von oben zu kommen, was sich in der Gesichtsbewegung der rechten Figur zeigt, die leicht nach oben blickt. Dadurch erhält das Bild Spannung und Plastizität.
Zusammenfassend kann bei „Zwei Arten zu sein (Doppelselbstporträt)“ betont werden, dass die zwei Figuren klare Ähnlichkeiten aufweisen – sie sind nebeneinander und gleichwertig platziert und in einem kohärenten Farbspektrum gehalten. Daneben wird jedoch die linke Figur durch die stärkeren Farben und ihre Grösse hervorgehoben, wodurch ihre mögliche Dominanz oder auch Macht über die rechte Figur kommuniziert wird. Dies verleiht dem Bild zusätzliche Dramatik.