Women in Business – Frauen in der Wirtschaft

Unternehmen können dem Fachkräftemangel entgegenwirken, indem sie Frauen durch flexible Arbeitsmodelle und spezielle Förderprogramme stärker einbeziehen. Die Überwindung von geschlechtsspezifischen Vorurteilen kann zudem die Arbeitgeberattraktivität erhöhen.

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Christiane | 27.05.2023 | Lesedauer 0 min

Frauenquote, Gender Pay Gap und Gender Care Gap – Schlagworte, die sich immer wieder in den Medien sowie in der öffentlichen und politischen Diskussion finden.

Alle drei Begriffe sind Indikatoren für die noch nicht realisierte wirtschaftliche und die gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen. Zwar gibt es in einigen Bereichen durchaus positive Entwicklungen, so steigt etwa der Anteil von Frauen in Führungspositionen, dennoch sind Frauen immer noch zu häufig mit ungleicher Bezahlung und ungleichen Beschäftigungsverhältnissen konfrontiert. So arbeiten Frauen beispielsweise öfters in Teilzeitanstellung oder in Minijobs als Männer. Die Folgen sind neben einem geringeren Einkommen vor allem eine niedrigere Rente und eine entsprechend grössere Gefahr, in Altersarmut zu geraten. Darüber hinaus leisten Frauen im Vergleich zu Männern wesentlich mehr unbezahlte Arbeit im Haushalt, in der Betreuung von Kindern oder von pflegebedürftigen Angehörigen. Gründe hierfür liegen meist in längst überholten Rollenbildern und unzureichenden Rahmenbedingungen, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschweren. Dabei ist die Gleichstellung von Frauen nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit und sollte daher selbstverständlich sein, vielmehr stellen Frauen ein wirtschaftliches Potenzial dar, das Unternehmen mit Blick auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel nicht länger ignorieren sollten.

Wie Unternehmen Frauen fördern können

Unternehmen stehen mit dem demografischen Wandel vor der Herausforderung einer alternden und zahlenmässig abnehmenden Bevölkerung:

Die Menschen werden immer älter und bekommen gleichzeitig weniger Kinder, sodass sich die Menge der zur Verfügung stehenden Erwerbspersonen mittel- bis langfristig zusehends reduziert. Dies führt schon jetzt dazu, dass sich der Kampf um qualifiziertes Personal zwischen den Unternehmen verschärft, ausgedrückt im viel zitierten War for Talents. Zur Sicherung ihrer Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit sind Unternehmen daher darauf angewiesen, Fachkräfte für sich zu gewinnen und an das Unternehmen zu binden. Dementsprechend zeugt der Umstand, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen wie etwa Frauen in einigen Positionen entweder unterrepräsentiert sind oder im Recruiting benachteiligt werden, nicht nur von mangelnder Voraussicht, sondern ist gleichbedeutend mit einer verlorenen Chance, dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken und Wettbewerbsvorteile zu generieren. Denn die Berücksichtigung von Frauen im internen und externen Personalmanagement hat nicht nur quantitative, sondern auch qualitative Vorteile für Unternehmen: Zum einen vergrössert sich der Pool an potenziellen Fachkräften, aus dem Unternehmen ihren Personalbedarf decken, zum anderen können Unternehmen beispielsweise im Rahmen des Employer Brandings von einem besseren Image und einer höheren Arbeitgeberattraktivität profitieren oder im Marketing von mehr Know-how in der Ansprache weiblicher Zielgruppen. Um Frauen gezielt zu fördern und deren Potenzial für sich zu nutzen, können Unternehmen auf verschiedene Massnahmen zurückgreifen, die vor allem im Rahmen eines umfassenden Diversity Managements umgesetzt werden können:

Anpassung der Rahmenbedingungen

Nach wie vor bleiben Frauen häufiger als Männer zu Hause, um sich um Kinder zu kümmern oder um Angehörige zu pflegen. Um sowohl Frauen als auch Männern eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben zu ermöglichen, können Unternehmen ihre organisatorischen Rahmenbedingungen ändern. So bieten sich etwa flexible Arbeitsmodelle an, die eine freie Gestaltung der Arbeitszeit oder Arbeiten im Homeoffice erlauben. Auch die Einrichtung einer betrieblichen Kindertagesstätte oder Angebote zur Unterstützung bei der Pflege können eine grosse Entlastung darstellen und Frauen die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit oder die Rückkehr in den Job erleichtern.

Geschlechtergemischte Teams

Werden Projektteams bewusst geschlechtergemischt besetzt, kann dies zum einen dazu führen, dass etwaige geschlechtsspezifische Vorbehalte abgebaut werden, zum anderen können aus den verschiedenen geschlechtsbezogenen Perspektiven und Erfahrungen Synergieeffekte entstehen, die beispielsweise in kreativeren Problemlösungen resultieren.

Talentmanagement

Frauen stellen in vielen Unternehmen ein ungenutztes Potenzial dar. Um dieses Potenzial zu nutzen und so beispielsweise dem Fachkräftemangel frühzeitig entgegenzuwirken, können im Rahmen eines Talentmanagements unternehmensinterne Analysen durchgeführt werden, um vorhandenes Potenzial zu identifizieren und durch spezifische Weiterbildungsprogramme entsprechend dem unternehmerischen Bedarf zu qualifizieren. So spart das Unternehmen Kosten für die externe Personalbeschaffung und trägt gleichzeitig zur Bindung von Fachkräften an das Unternehmen bei.

Mentoringprogramme

Die Teilnahme an Mentoringprogrammen ist eine weitere Möglichkeit, Frauen auf ihrem beruflichen Lebensweg zu unterstützen. Hier können Erfahrungen und Karrieretipps ausgetauscht sowie hilfreiche Netzwerke zu anderen Women in Business geknüpft werden. Eine Mentorin aus der Unternehmensführung kann zudem als Vorbild dienen und dazu beitragen, dass Frauen, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen, sich mehr zutrauen.

Unternehmenskommunikation

Die Art und Weise, wie Unternehmen kommunizieren, hat einen grossen Einfluss darauf, ob und wie Frauen sich von Unternehmen angesprochen und wertgeschätzt fühlen. Sämtliche Kommunikationskanäle, die das Unternehmen zur Aussen- und Innenkommunikation nutzt, wie das Intranet, soziale Medien, die Unternehmenswebseite oder Mitarbeitermagazine, sollten daher entsprechend gestaltet sein. So kann etwa das Thema Gleichstellung bereits in der Formulierung von Stellenanzeigen beachtet werden, zum Beispiel indem der Fokus explizit auf das Qualifikations- und Anforderungsprofil gelegt wird, und nicht auf das Geschlecht.

Personalmanagement

Neben einer qualifikationsbasierten Gestaltung der Gehälter gilt es im Personalbereich vor allem das nach wie vor bestehende Vorurteil abzubauen, dass Frauen zwangsläufig zu gegebener Zeit ihr Berufsleben unterbrechen, um Mutter zu werden, in der Folge zu Hause bleiben, um die Kinder zu versorgen, und als Arbeitskraft nicht mehr zur Verfügung stehen. Um diesem Ausfall vorzubeugen, werden Frauen häufiger in befristeten Arbeitsverhältnissen oder in Teilzeitjobs besetzt. Hier müssen Unternehmen gegensteuern, auch um gesetzlichen Antidiskriminierungsregelungen gerecht zu werden.
Des Weiteren können bestehende Strukturen in der Nachfolgeregelung bewusst aufgebrochen werden: Denn oft werden freie Stellen insbesondere in Führungspositionen mit dem gleichen Geschlecht besetzt, das die Position zuvor innehatte. Führungskräfte können hier beispielsweise aktiv auf bereits im Unternehmen beschäftigte und qualifizierte Frauen zugehen und sie ermutigen, sich auf vakante Führungspositionen zu bewerben. Zudem ist der bewusste Abbau von geschlechterspezifischen Vorurteilen, Rollenbildern und Stereotypen unerlässlich, um eine Gleichstellung von Frauen nicht nur in Unternehmen, sondern auch in der Gesellschaft nachhaltig zu verwirklichen und zu etablieren.


Women in Business – Studium

Das Thema Women in Business kann Ihnen durchaus auch im Studium begegnen, je nach Schwerpunktsetzung und Herangehensweise etwa

Der Bereich Women in Business kann damit viele unterschiedliche Fachgebiete berühren. Für tiefergehende und weiterführende Informationen rund um das Thema Women in Business können wir Ihnen unter anderem die folgenden Quellen empfehlen:

  • Burel, Simone (2020): Quick Guide Female Leadership: Frauen in Führungspositionen in der Arbeitswelt 4.0. Berlin, Heidelberg: Springer Gabler.
  • Lutz, Barbara (2018) (Hrsg.): Frauen in Führung. Berlin, Heidelberg: Springer Gabler.
  • Müller, Sandra (2023): Frauen als Führungskraft: Stärken nutzen, Erfolgspotenziale realisieren. 4. Auflage. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
  • Preissing, Dagmar (2019) (Hrsg.): Frauen in der Arbeitswelt 4.0: Chancen und Risiken für die Erwerbstätigkeit. München, Wien: De Gruyter Oldenbourg.
  • Scott, Linda (2020): Das weibliche Kapital. München: Carl Hanser Verlag.

Darüber hinaus finden sich auch online viele weitere Informationen zum Thema Women in Business, beispielsweise auf der Webseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, auf den Webseiten der Unternehmensberatungen PricewaterhouseCoopers und Deloitte sowie auf der Webseite des Informationsdienstes des Instituts der deutschen Wirtschaft.


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Hier finden Sie einige Quellen zum Nachlesen: