Wie findet man eine Doktormutter oder einen Doktorvater?

Wer darf eine Dissertation überhaupt betreuen?

Redaktion | 05.12.2019 | Lesedauer 6 min

Strebt man eine Promotion an, ist diese grundsätzlich durch einen Professor – den Doktorvater oder die Doktormutter – zu betreuen. Die Suche nach einem Doktorvater oder einer Doktormutter kann dabei vereinfacht werden, wenn man sich die nachfolgenden Informationen bewusst macht und die verschiedenen Tipps berücksichtigt. In der Regel sind bis auf wenige Ausnahmen nur Universitäten oder ihnen gleichgestellte Hochschulen promotionsberechtigt. Damit würden also Professoren von Fachhochschulen als Betreuer einer Dissertation grundsätzlich nicht infrage kommen. Auch sind die meisten privaten Hochschulen ohne Promotionsrecht, jedoch bestehen in diesem Bereich ein paar Ausnahmen. Staatliche Universitäten – und deren Professoren – bilden damit also die Hauptanlaufstelle auf der Suche nach einem Doktorvater oder einer Doktormutter.

 


Relation Promovierendenstatistik 2017 zu Hochschulpersonalstatistik 2017 nach ausgewählten Hochschulen

Promovierende je
Hochschulprofessur
Deutschland 5,6
Universität der Künste Berlin 0,5
Rheinisch­ Westfälische Technische Hochschule Aachen 0,8
Justus­ Liebig­ Universität Gießen 1,4
Martin­ Luther­ Universität Halle­ Wittenberg 1,8
Universität Ulm 2,2
Karlsruher Institut für Technologie (KIT) 10,5
Technische Universität Dresden 11,2
Rheinische Friedrich­ Wilhelms­ Universität Bonn 11,3
Charité – Universitätsmedizin Berlin 12,3
Ruprecht­ Karls­ Universität Heidelberg 15,1

Quelle für Abb.: Statistisches Bundesamt, 2019, S. 74

Doktormutter finden | Doktorvater finden

Womit sollte man beginnen?

Zunächst muss man sein Promotionsvorhaben thematisch eingrenzen. Hier bietet sich etwa ein Thema an, welches einen Schwerpunkt im Studium dargestellt hat oder welches in enger Verbindung mit der beruflichen Tätigkeit steht. Auf jeden Fall sollte das Thema aber so gewählt werden, dass es dem eigenen Interesse entspricht. Ein hohes Interesse, vorhandenes Vorwissen sowie die Nähe zur beruflichen Tätigkeit sind Faktoren, welche die intrinsische Motivation sowie letztlich die Qualität und den Erstellungsprozess der Dissertation positiv beeinflussen. Aus dem grundsätzlichen Thema lässt sich dann der konkrete spezifische Titel der Promotionsarbeit formulieren. Die Festlegung des finalen Titels kann dabei in Abstimmung mit dem betreuenden Professor erfolgen. Steht das grobe Thema oder bereits der spezifische Titel fest, sollte ein Professor angesprochen werden, welcher sich in ebenjenem Metier bewegt. Er sollte also beispielsweise eine starke Affinität zum Thema haben, welche sich in seiner Forschung niederschlägt oder einen thematisch nahen Lehrstuhl bekleiden. Neben der direkten Ansprache gibt es jedoch auch andere Wege, welche einem eine Promotion ermöglichen, diese sind nachfolgend dargestellt.

 

„Ein besonderes Dankeschön gilt meinem Doktorvater Prof. Dr. Konrad Hilpert, der mein Promotionsprojekt mit seiner großen Erfahrung, wertvollen Ratschlägen, konstruktiver Kritik und zugleich Verständnis für die Herausforderung, Beruf und Dissertation zugleich zu meistern, begleitet und betreut hat.“
Danksagung an einen Doktorvater von Iris Siara in Ihrer Promotionsarbeit über Wertorientierte Führung in der Wirtschaft.

 

Welche Möglichkeiten gibt es?

Im Folgenden sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie ein passender Betreuer gefunden werden kann:

  • Der wohl gängigste und häufig einfachste Weg ist es, denjenigen Professor als Doktorvater beziehungsweise Doktormutter zu gewinnen, bei welchem auch bereits eine Abschlussarbeit geschrieben wurde – hierbei insbesondere die Masterarbeit. Diese Möglichkeit steht dabei aber natürlich nur jenen offen, welche an einer Universität mit Promotionsrecht Abschlussarbeiten eingereicht haben;
  • Ein weiterer Weg, welcher auch Absolventen von Fachhochschulen offensteht, ist die Kontaktaufnahme von (themennahen) Professoren, welche man im Studium oder persönlich kennengelernt hat. Diese sind zwar nicht berechtigt, die Promotion selbst zu betreuen, verfügen jedoch häufig über ein breites Netzwerk. Durch Vermittlung kann dieses Netzwerk etwa genutzt werden, um einen geeigneten Betreuer zu finden;
  • Über Graduiertenkollegs kann man sich auch regulär auf eine Promotion bewerben, hierbei muss entsprechend der eigenen Disziplin nach geeigneten Angeboten geschaut werden;
  • Zudem werden auch Promotionsstellen ausgeschrieben. Hierbei ist jedoch zu unterscheiden, ob die Stelle die Promotion selbst als Zweck hat (man also für das Promovieren bezahlt wird), oder ob sie lediglich die Möglichkeit zur Promotion einräumt. Viele Lehrstühle bieten ihren wissenschaftlichen Mitarbeitern etwa die Möglichkeit zur Promotion an, wobei die Vergütung hier für andere Arbeiten erfolgt und die Doktorarbeit „in der Freizeit“ geschrieben werden muss. Nimmt man eine solche Stelle an, begibt man sich in ein doppeltes Abhängigkeitsverhältnis, da man nicht nur Angestellter ist, sondern auch Promovierender;
  • Ist man bereits im Thema, kann man etwa auf Tagungen oder Workshops Personen ansprechen, welche einen an geeignete Professoren vermitteln können. Auch könnte man etwa versuchen, mit einem ausgearbeiteten Exposé einen Slot auf einer Konferenz zu erhalten, wo etwa das Proposal als Paper präsentiert wird, um im Anschluss geeignete Ansprechpartner zu finden – dies ist in vielen Wissenschaften üblich. Hierbei müssen aber natürlich schon ein gewisser Bearbeitungsstand sowie Expertise vorliegen. Auch könnte man andere Personen fragen, welche aktuell oder in der Vergangenheit zum Thema promoviert haben. Diese können häufig auf geeignete Stellen verweisen;
  • Eine letzte Möglichkeit ist eine Promotion über ein Unternehmen mit geeigneten Programmen und Verbindungen. Dieser Punkt ist jedoch sehr individuell und kann unterschiedliche Voraussetzungen erfordern.

Letztlich gibt es viele Wege, einen geeigneten Doktorvater oder eine geeignete Doktormutter zu finden. Dabei empfehlen sich je nach individuellen Voraussetzungen einige mehr als andere. Für die meisten der oben genannten Optionen bietet das Internet eine ausreichende Quelle zur Evaluierung und Ermittlung – so etwa, welche Graduiertenprogramme existieren, welche Universitäten im Umfeld sind, welche Professoren in welchen Fachrichtungen aktiv sind, welche Promotionsstellen aktuell ausgeschrieben sind und dergleichen. Bevor man hier jedoch zu viel Zeit investiert, sollte man wie erwähnt in einem ersten Schritt das Thema zumindest grob bestimmen. Falls dies bereits problematisch ist, sollte man das Gespräch mit jemand Erfahrenem suchen und zumindest den Themenkorridor im Vorfeld eingrenzen. Die weitere Spezifizierung kann dann von dort aus erfolgen – sodass man etwa den Themenkomplex „Besteuerung multinationaler Konzerne“ bestimmt, aus welchem sich dann das letztlich spezifische Thema der Doktorarbeit im Austausch mit dem Betreuer gut ableiten lässt.

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Motivation

Nicht nur das eigentliche Finden eines Betreuers an sich sollte ein Kriterium sein, sondern auch was man letztlich für einen Nutzen aus der Promotion ziehen möchte. Geht es einem selbst lediglich um den Titel (was etwa insbesondere bei einer wirtschaftlichen Karriere häufiger der Fall sein kann), so spielt die Wahl des spezifischen Betreuers keine wesentliche Rolle. Hier empfiehlt es sich vielleicht sogar, einen eher forschungsschwachen und im Fachgebiet unbekannteren Professor zu wählen, da hier die geforderten Anforderungen geringer sein könnten – was in der Realität etwa die Bearbeitung verkürzen und vereinfachen kann.

Interessiert einen das Thema jedoch stark und möchte man unter Umständen nach der Promotion in dieser Richtung weiter forschen oder im Wissenschaftsbetrieb/in der Universität angestellt sein, empfiehlt es sich, einen Doktorvater bzw. eine Doktormutter zu finden, welche auf dem jeweiligen Themengebiet hohes Ansehen hat und forschungsstark ist. Forschungsstärke drückt sich dabei insbesondere durch Publikationen in relevanten internationalen Journals aus. Die Wahl eines entsprechend angesehenen Professors fördert etwa die Wahrnehmung der eigenen Doktorarbeit in der Szene, ermöglicht einen Zugriff auf ein besseres Netzwerk mit entsprechenden Möglichkeiten und fördert insgesamt ein qualitativ hochwertiges Ergebnis der eigenen Arbeit. Ein solcher Professor ist dabei auch eher in der Lage, eine Platzierung in den diversen Journals zu ermöglichen, sofern sich solche aus der Promotionsarbeit ergeben. Die Wahl eines aktiven und in der Szene relevanten Professors ist Promovierenden mit ernsthaftem Interesse am Forschungsgebiet und einer dahingehenden weiteren Beschäftigung also dringend zu empfehlen.

 

Berücksichtigung der persönlichen Situation

Daneben spielen natürlich auch ökonomische Betrachtungspunkte eine Rolle, also insbesondere die Finanzierung sowie die möglichen Opportunitätskosten. Eine bezahlte Promotionsstelle kann je nach Situation die finanzielle Lage während des Promotionsvorhabens deutlich entspannen. Verdient man demgegenüber bereits relativ viel und ist in Vollzeit beschäftigt, so sind die Suche nach einem Betreuer und das Schreiben der Doktorarbeit an sich mit hohen (indirekten) Kosten (Opportunitätskosten) verbunden. Falls es in einem solchen Fall zudem lediglich um die Erlangung eines Titels geht, so empfiehlt sich der Weg des geringsten Widerstandes – also die Promotion bei einem aus dem Studium bekannten Professor mit geringer Reputation und schwacher eigener Forschungsaktivität.

 

Altersverteilung der Promovierenden in %

Alter Doktoranden

Quelle für Abb.: Statistisches Bundesamt, 2019, S. 77

Vorgehen:

Eigene Motivation klären
Interesse, Titel, Beruf, Lebenssituation, Finanzierung etc.

Festlegung der Art der Promotion
Eigenständige Promotion, Promotionsstudiengang, Promotionsstelle etc.

Thema bestimmen oder eingrenzen

Geeigneten Doktorvater oder Doktormutter suchen
Promotionsberechtigung, Forschung, Lehrtätigkeit, Themenschwerpunkt, Sympathie

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