Ein Dissertationsprojekt beginnt meist mit einer Forschungsidee und einer Fragestellung. Davon ausgehend beginnt man schliesslich, das weitere Vorgehen zu strukturieren. Gegenüber anderen Qualifikationsarbeiten ist bei einer Dissertation eine längerfristige und daher besonders tragfähige Konzeption der wissenschaftlichen Arbeit nötig. So sind Promotionsstellen regelmässig auf drei Jahre befristet. Auch eine nebenberufliche Promotion verlangt eine verlässliche Planung, auch um die Zeit in dieser beanspruchenden Lebensphase sinnvoll einzuteilen.
Ein eng gefasster Begriff des Forschungsdesigns beinhaltet lediglich die Untersuchungsplanung, z. B. in Form eines Experiments oder einer Querschnittserhebung. Das weite Verständnis meint die Konzeption des gesamten Forschungsprozesses von der Datenerhebung über die Datenanalyse der Analyseergebnisse bis hin zur Interpretation der Ergebnisse.
Disposition
Die Disposition für die Dissertation
Eine fertiggestellte Disposition ist das Ergebnis dieser Planungen und hilft bei der schrittweisen Umsetzung des Forschungsprojektes. Es konkretisiert zugleich das zunächst grob formulierte Thema und beinhaltet das umzusetzende Forschungsdesign, das im Mittelpunkt dieses Beitrags steht. Die Disposition dient nicht nur der promovierenden Person als Planungsgrundlage, sondern auch der betreuenden Person. So kann es sein, dass diese zunächst vom Vorhaben überzeugt werden muss. Disposition und Forschungsdesign tragen ausserdem dazu bei, dass zwischen promovierender und betreuender Person ein gemeinsames Verständnis des Projektes hergestellt wird. Nur so können mögliche Probleme und blinde Flecken erkannt und kommuniziert werden, um nötige Änderungen einzuleiten. Ist die Disposition Bestandteil einer Bewerbung bei Stiftungen oder anderen Organisationen, dient es diesen Stellen als Entscheidungsgrundlage für eine Zu- oder Absage. In allen Fällen sollte eine adressatengerechte Formulierung umgesetzt werden, die sich an den Konventionen der jeweiligen Stelle oder des Fachgebiets ausrichtet. Wichtig ist daher auch, dass Disposition und spätere Dissertation einen konsistenten sprachlichen Stil aufweisen.
Umfang der Disposition für eine Dissertation
Da der Umfang einer Dissertation sehr variabel ausfällt, existieren keine eindeutigen Empfehlungen hinsichtlich der Länge einer Disposition. Während in manchen Fächern ein Dissertationsumfang von bis zu 400 Seiten üblich ist, sind es bei anderen deutlich weniger. Die erste Disposition, die noch ausreichend Spielraum für mögliche Änderungen und Schwerpunktsetzungen lässt, kann durchaus nur 2 Seiten umfassen. Im weiteren Verlauf wird das Vorhaben immer weiter konkretisiert, sodass bis zu 10 Seiten üblich sein können. Gerade bei innovativen Themen, die nach und nach erarbeitet werden, sind aber auch deutlich höhere Umfänge möglich. Abweichungen können sich auch bei sogenannten kumulativen Dissertationen ergeben, die in mehreren kleineren Arbeiten erstellt und in einem separaten Abschnitt thematisiert werden.
Gliederung der Disposition für eine Dissertation
Da es sich bereits bei einer Disposition um eine wissenschaftliche Arbeit handelt, sind auch an dieses Dokument wissenschaftliche Kriterien anzulegen. Es sollte sachlich, klar und kompakt formuliert werden. Dabei wird zu Beginn nicht jede relevante Quelle zitiert, sondern vor allem ein Augenmerk auf die Literatur zum gegenwärtigen Forschungsstand gelegt. Die Disposition hat vor allem dann Aussicht auf Erfolg, wenn das Forschungsvorhaben in den Forschungsstand eingeordnet wird, sich dennoch von bisherigen Ansätzen abgrenzt sowie eine aktuelle und relevante Fragestellung bearbeitet werden soll. Der Aufbau der Disposition unterscheidet sich nicht wesentlich von der Ausgestaltung anderer wissenschaftlicher Arbeiten und kann bspw. folgender Struktur folgen:
- Fragestellung
- Theorie und Forschungsstand
- Zielsetzung
- Forschungsdesign und Methodik
- Zeitplan
- Bibliografie
Den zentralen Ausgangspunkt für die weitere Ausarbeitung bildet die Fragestellung, die eine Orientierungshilfe bietet und damit die Tür zum Forschungsdesign öffnet. Einen ebenfalls wichtigen Beitrag zum Forschungsdesign liefert die Theorie, der in Abhängigkeit der wissenschaftlichen Disziplin mehr oder weniger Bedeutung beigemessen wird. Potenziell kann sie aber helfen, die weitere Vorgehensweise zu begründen und zu konkretisieren, Hypothesen zu formulieren und die Dissertation in die aktuelle Forschungslandschaft einzubetten.
Bestandteil des Forschungsdesigns ist ausserdem die gewählte Methodik. Sie ist definiert als das planvolle Vorgehen zur Erreichung einer Zielsetzung im Kontext einer Forschungsarbeit. Die Methodik muss keine mit dem Thema selbst vergleichbaren innovativen Elemente enthalten, sodass man hier auf Althergebrachtes zurückgreifen kann. Allerdings kann das Forschungsdesign auch eine eigene Handschrift aufweisen. Angedeutet wurde bereits, dass zudem ein realistischer und angemessener Zeitplan integriert werden muss, der die Arbeitsschritte z. B. in 2- bis 4-Monats-Intervallen absteckt.
Sonderfall Disposition für kumulative Dissertationen
Die jeweils geltende Promotionsordnung der Hochschule gibt Aufschluss über die Möglichkeiten der Ausgestaltung einer Dissertation. Vielfach besteht dabei die Auswahl aus einer Monografie und einer kumulativen Dissertation. Im letztgenannten Fall lässt sich die Dissertation anstelle einer einzigen, grossen Publikation in mehrere kleinere Teile zerlegen. Auch die konkrete Menge der benötigten Publikationen wird in der Promotionsordnung festgelegt, ebenso wie die Anzahl der Veröffentlichungen, die einem Peer-Review-Verfahren standhalten müssen. Letztlich verfügen beide Varianten über Vor- und Nachteile, die abzuwägen sind. Auch ein Wechsel in die eine oder andere Dissertationsform nach Beginn des Bearbeitungsprozesses ist nicht ausgeschlossen.
Die Promotionsordnung kann z. B. vorsehen, dass mehrere Publikationen in wissenschaftlichen Journals publiziert werden sollen, die letztlich als Gesamtdokument die Dissertation bilden. Um den Einzelpublikationen einen sinnvollen gemeinsamen Rahmen zu geben, wird darüber hinaus häufig eine verbindende Synopse gefordert. Fällt die Entscheidung für die kumulative Dissertation, so folgen daraus Konsequenzen für die Ausgestaltung der Disposition. Obwohl aus den Promotionsordnungen nur selten konkrete Vorgaben zur Gliederung hervorgehen, können die Vorgaben manchmal als Anhaltspunkt zur Ausgestaltung der Disposition dienen.
Gliederung der Disposition für eine kumulative Dissertation
Ein wesentliches Merkmal der Disposition für kumulative Dissertationen liegt in der Integration eines Publikationsplans für die Veröffentlichung der geforderten Artikel. Der o. g. Gliederungsvorschlag wird also im Wesentlichen um diesen Publikationsplan ergänzt und könnte folgendermassen aussehen:
- Fragestellung
- Forschungsstand
- Theorie und Forschungsstand
- Publikation 1
- Zielsetzung
- Forschungsdesign und Methodik
- Zeitplan
- Publikation 2
- Zielsetzung
- Forschungsdesign und Methodik
- Zeitplan
- Publikation 3
- Zielsetzung
- Forschungsdesign und Methodik
- Zeitplan
- Bibliografie
Nach Herleitung und Vorstellung der Fragestellung können übergreifender Forschungsstand und Theorie dargelegt werden, die die nachfolgenden Einzelartikel im Sinne einer Synopse miteinander verbinden. Möglich ist aber auch, den für die jeweilige Publikation relevanten Forschungsstand separat darzulegen oder ihn jeweils weiter zu spezifizieren.