Forschungsstand erheben und Forschungslücke finden
Die Forschungsfrage einer Dissertation ergibt sich nicht aus der Intuition der bzw. des Forschenden, sondern im Rahmen eines mehrstufigen Prozesses. Am Anfang dieses Prozesses steht – nach der Wahl des Forschungsfelds und der Erhebung des Forschungsstands – die Entdeckung der Forschungslücke in dem gewählten Forschungsfeld für die Promotion. Am Ende steht die Entwicklung eines Forschungsdesigns zur Beantwortung der definierten Forschungsfrage. Dieser Prozess – in dem die Identifizierung der Forschungslücke und die daraus abgeleitete Entwicklung der Forschungsfrage der Dissertation wesentlich sind – lässt sich in folgende Schritte gliedern:
- Wahl des Forschungsfelds der Dissertation
- Entwicklung von einem oder mehreren Themen in dem gewählten Feld (nach erster Literatursichtung)
- Auswahl eines dieser Themen, das sich aufgrund bestehender Literatur zum Thema und Mitteleinsatz realistisch im Rahmen einer Dissertation bearbeiten lässt. Bestenfalls gibt es bereits öffentlich verfügbare Daten (Sekundärdaten, die bereits von anderen Forschenden erhoben wurden und die eine Analyse für einen Teilbereich des eigenen Forschungsthemas oder sogar eine Vollanalyse für das eigene Thema erlauben oder die ergänzend für die eigene Datenerhebung, also für die Primärdaten, genutzt werden können – z. B. durch Umfragen)
- Erarbeitung des Forschungstands und damit der Forschungslücke aus der bestehenden Literatur (Literature Review).
Aus der Erarbeitung des Forschungstands ergibt sich die Forschungslücke. Die Literaturanalyse zeigt, was bereits erforscht wurde, welche Probleme sich durch die Methoden der Datenerhebung und Datenauswertung ergeben haben, was noch nicht untersucht wurde (der ‚blinde Fleck‘) – und damit, worin genau die Forschungslücke besteht. Diese ergibt sich z. B. aus:
- bisher nur eingeschränktem Zugang zu Daten oder kritikwürdiger Datenerhebung,
- neueren Erkenntnissen aus einem benachbarten oder neuen Forschungsfeld, das neue Fragen in einem etablierten Forschungsfeld aufwirft,
- einem in der bestehenden Forschung bisher immer ausgeblendeten Faktor, der aber relevant sein könnte,
- der Übertragung eines Forschungsansatzes, Modells oder Faktors aus einem anderen Forschungsfeld, das bzw. der neue Erkenntnisse in dem eigenen Forschungsfeld erwarten lässt.