Extern oder intern promovieren?

Redaktion | 14.04.2020 | Lesedauer 5 min

Grundlage – intern oder extern promovieren

Eine Promotion kann hinsichtlich verschiedener Charakteristika unterschieden werden. Eine grundlegende Entscheidungsdimension stellt dabei dar, ob der Doktortitel extern, intern oder studienbegleitend erworben werden soll. Diese Formen unterscheiden sich hinsichtlich der Nähe und des Verhältnisses des Promovierenden zur Universität während der Bearbeitung der Promotion. Eine interne oder studienbegleitende Promotion zeichnet sich etwa durch eine grundsätzlich höhere Nähe aus, eine externe Promotion durch eine entsprechend geringere Nähe.
Die Vorteilhaftigkeit der einen oder anderen Form ergibt sich insbesondere aus der spezifischen Lebenssituation des potenziellen Doktoranden – etwa da eine interne Promotion mit einer Anstellung an der Universität verbunden ist. Auch das Fach sowie das Thema spielen bei der Entscheidung eine zentrale Rolle. Die studienbegleitende Promotion ist dabei (noch) vergleichsweise selten, jedoch besonders häufig in dem Bereich der Human- oder Veterinärmedizin, bei welchen der Erwerb eines Doktortitels im Studium als die Norm gilt. Darüber hinaus gibt es jedoch auch spezifische Promotionsstudiengänge (etwa Fast-Track-Promotionen), welche jedoch zumindest im deutschsprachigen Raum eher von geringer Bedeutung sind.

Die interne Promotion

Die interne Promotion definiert sich gemeinhin dadurch, dass der Promovierende an einer Universität oder einer gleichgestellten Hochschule mit Promotionsrecht angestellt ist und in diesem Zusammenhang eine Promotion anstrebt. Diese Art der Promotion ist die häufigste und findet insbesondere bei Promotionen im Bereich der Naturwissenschaften oder Ingenieurwissenschaften sowie generell bei besonders experimentellen Arbeiten Anwendung.

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Da diese Form der Promotion mit Verdiensten durch das Beschäftigungsverhältnis zur Hochschule in Verbindung steht, eignet sie sich besonders gut für frische Absolventen. Man befindet sich direkt nach dem Abschluss noch in der universitären Routine und kann so relativ leicht in eine Anstellung mit verbundener Promotion gelangen. Nach längerer Zeit auf dem Arbeitsmarkt und einem entsprechenden Einkommen könnte ein Zurück an die Universität eher unattraktiv erscheinen – insbesondere hinsichtlich der langen Dauer und der möglichen hohen Opportunitätskosten. Die Verdienste sind in Deutschland durch die Tarifverträge des öffentlichen Dienstes geregelt, wobei sich das Einkommen auf Vollzeitstellen bezieht, der Stellenumfang in der Realität aber häufig deutlich geringer ist (etwa nur 50 oder 75 Prozent einer Vollzeitstelle).

Mit einer solchen Anstellung sind dann etwa Unterstützung bei Forschung und Lehrveranstaltung der Fakultät sowie sonstige Mitwirkung – etwa bei Publikationen – verbunden. Hierbei ist das doppelte Abhängigkeitsverhältnis jedoch kritisch zu sehen. Einerseits steht man als interner Doktorand in einem Beschäftigungs-, jedoch auch in einem Betreuungsverhältnis. Der Doktorvater bzw. die Doktormutter hat damit eine insgesamt hohe Verfügungsgewalt und der Doktorand ist somit stark abhängig vom Wohlwollen der betreuenden Person. Zu erwähnen ist auch, dass bei Anstellung an der Hochschule häufig keine Einschreibung als Promotionsstudent möglich ist, womit bestimmte Vorteile, etwa das Semesterticket, verlorengehen.
Als positiv hervorzuheben sind bei dieser Art der Promotion jedoch generell die guten Austauschmöglichkeiten und der Kontakt zu den Kollegen sowie der generell kurze Draht zum Doktorvater bzw. der Doktormutter. Fachliche oder konzeptionelle Probleme können so schnell und leicht geklärt werden. Zudem kann der wiederholte Austausch positiv anregen, was etwa zu einer höheren Qualität oder besseren Bearbeitung beiträgt.

Disseration Ratgeber – Symbolbild

Die externe Promotion

Hinweis

Diese Möglichkeit eignet sich insbesondere im Bereich der Wirtschaftsforschung. Eine solche Promotion etwa an einem Think Tank kann nach Bestehen eine ideale Voraussetzung für eine Professur an einer Fachhochschule darstellen. Man wirbt etwa bereits Mittel für die angewandte Forschung ein und schafft alle Qualifikationsnotwendigkeiten. Zeitgleich absolvierte Lehraufträge können etwa die pädagogische Eignung schaffen.

Bei einer externen Promotion besteht zwischen dem Promovierenden und der Universität beziehungsweise einer gleichstellten Hochschule mit Promotionsrecht kein Beschäftigungsverhältnis. Das Promotionsbestreben wird dabei lediglich von einem Doktorvater oder einer Doktormutter betreut. Diese Form bietet sich insbesondere für solche Personen an, welche fest im Beruf stehen oder aus anderen Gründen, etwa einer Mutterschaft, keine Stelle an einer Hochschule annehmen können sowie dort nicht in entsprechender Weise präsent sein können oder möchten. Die externe Promotion muss damit also unabhängig finanziert werden, wobei Stipendien hier eine Möglichkeit der Unterstützung darstellen können. Jedoch gehen mit ihr auch nicht die entsprechenden Verpflichtungen einher. Bei dieser Art sucht man lediglich einen interessierten promotionsberechtigten Betreuer und bearbeitet dann das Promotionsthema eigenständig mit vergleichsweise wenig Kontakt zur Universität und ihren Mitarbeitern. Mit dieser höheren zeitlichen Flexibilität kann diese Form also auch zu einem Doktortitel führen, wenn etwa keine Zeit für häufige Fahrten an die Universität vorhanden ist oder man sich häufiger und für längere Zeiträume im Ausland aufhält.

Dieser Zweig eignet sich dabei besonders für berufsnahe Promotionen, wie sie etwa für Anwälte oder Betriebswirtschaftler gelten können. Bei diesen kann der wissenschaftliche Status vergleichsweise gut vom Beruf aus genährt werden, wobei im Kontrast dies auf Politologen oder Soziologen eher weniger zutrifft – welche häufig einen rein akademischen Hintergrund haben.
Auch wenn eine Anstellung nicht vorgesehen ist, kann man auch bei einer externen Promotion in Verbindung mit fachnahen Personen kommen – etwa durch Annahme eines Lehrauftrages oder in Form einer externen Promotion über Think Tanks oder wissenschaftlichen Instituten. Hier hat man zwar eine häufig eine Stelle, jedoch nicht direkt an einer Universität, womit zahlreiche Bezugspunkte und Austauschmöglichkeiten entstehen. Man wird dabei etwa direkt in Forschungsprojekte eingebunden und schreibt die Doktorarbeit in einem diesbezüglichen Thema. Betreut wird die Arbeit jedoch auch hier von

Fazit

Beide beziehungsweise alle drei Formen (inklusive studienbegleitender Promotion) haben diverse Vor- und Nachteile, womit die Wahl letztlich nur anhand der eigenen Lebenssituation und Motivation für eine Promotion getroffen werden kann. Die interne Promotion empfiehlt sich insbesondere für motivierte Doktoranden, welche ein starkes Interesse am eigenen Promotionsthema haben sowie dem universitären Leben noch relativ nahestehen. Der einfache und häufige Austausch beeinflusst die Promotion tendenziell positiv und die Arbeit in der Universität erlaubt auch eine einfachere Nutzung entsprechender Ressourcen. Dies ist vor allem für Absolventen der Natur- oder Ingenieurwissenschaften von Relevanz. Dabei sichert die mit der internen Promotion verbundene Stelle auch die finanzielle Situation des Doktoranden. Negativ sind hierbei jedoch das erwähnte doppelte Abhängigkeitsverhältnis, der häufig höhere Zeitaufwand sowie die notwendige Erfüllung der mit der Stelle einhergehenden Aufgaben.
Ist man jedoch bereits etwa länger oder fest im Berufsleben oder hat andere zwingende Gründe und ist zudem auf eine Stelle an der Universität aus finanziellen Gründen nicht angewiesen, kann die externe Promotion insgesamt vorteilhafter sein. Die Verpflichtungen der Fakultät gegenüber entfallen bei dieser Form, womit auch kein Problem des doppelten Abhängigkeitsverhältnisses oder der notwendigen Anwesenheit besteht – jedoch auch ohne die damit verbundenen Vergütungen. Eine Promotion kann so etwa auch neben einem regulären Vollzeitjob theoretisch vollzogen werden. Ist der Erwerb eines Doktortitels die zentrale Motivation und nicht etwa ein starkes Interesse das Promotionsthema betreffend, so ist die externe Promotion eher vorzuziehen. Die klaren Vorteile einer externen Promotion sind dabei die höhere Flexibilität und die geringen Verpflichtungen, wobei als Nachteil etwa der geringe Bezug zu anderen Wissenschaftlern und zur wissenschaftlichen Praxis gesehen werden kann – wodurch auch die Auseinandersetzung mit dem Thema häufig etwas geringer oder weniger umfassend ausfällt, als es bei einer internen Promotion der Fall wäre.

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