Forschungsdesign einer Masterarbeit

Lesen Sie, was bei der Planung eines Forschungsdesigns für eine Masterarbeit zu beachten ist und welche Elemente bei qualitativen und quantitativen Projekten vorausgesetzt werden.

Redaktion | 28.08.2022 | Lesedauer 7 min

Die Arbeit an einer Masterarbeit beginnt normalerweise mit einer Forschungsidee und einem anschliessenden Exposé. Wichtiger Bestandteil des Exposés ist das Forschungsdesign der Untersuchung. Vor allem bei empirischen Arbeiten muss die methodische Herangehensweise konkret geplant werden. Das Exposé und das enthaltene Forschungsdesign dienen aber nicht nur der Strukturierung der eigenen Arbeitsschritte, sondern sind in der Regel auch die Grundlage für die Absprachen mit den betreuenden Personen. Nur dann, wenn das Forschungsdesign der Masterarbeit zur Untersuchung der Forschungsfrage geeignet ist, gibt die betreuende Person die Anmeldung frei und die eigentliche Arbeit kann beginnen.

Der vorliegende Beitrag klärt über den Begriff des Forschungsdesigns auf, wobei zwischen einem engen und einem weiter gefassten Begriffskonzept unterschieden wird. Die Vorgaben an ein Forschungsdesign werden dabei vor dem Hintergrund der Erfordernisse für eine Masterarbeit diskutiert. Eine Tabelle am Ende des Beitrags fasst schliesslich noch einmal stichpunktartig die zentralen Aspekte des Forschungsdesigns zusammen und bietet so eine Orientierung für die Verschriftlichung der eigenen Forschungsidee.

Normalerweise beträgt die Seitenvorgabe für eine Masterarbeit etwa 50 bis 80 Seiten. Zwar existieren keine verbindlichen Angaben zur Länge des Forschungsdesigns, grob kann man sich aber an einem Umfang von 2 bis 5 Seiten orientieren. Möglicherweise stellt die betreuende Person konkrete Ansprüche an die Länge des Abschnitts, sodass man diese Frage auch im Zuge der Anmeldung der Masterarbeit klären kann.

Da im Vergleich zu einer Bachelorarbeit mehr Raum zur Verfügung steht, sollte man den Umfang bereits bei der Formulierung der Forschungsfrage(n) berücksichtigen. Es kann sich je nach Thema beispielsweise anbieten, nicht nur eine, sondern mehrere Forschungsfragen zu formulieren. Eine weitere Variante ist eine Hauptforschungsfrage, die von mehreren Teilforschungsfragen begleitet wird. Möchte man zum Beispiel den Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status und Wahlbeteiligung untersuchen, könnte man die Frage nach den Ausprägungen des sozioökonomischen Status weiter aufgliedern. Beispiel:

  • Hauptforschungsfrage: Inwiefern beeinflusst der sozioökonomische Status einer Person die Wahrscheinlichkeit ihrer Wahlbeteiligung?
    • Teilfrage: Wie beeinflusst die formelle Bildung einer Person die Wahrscheinlichkeit der Wahlbeteiligung?
    • Teilfrage: Wie beeinflusst das monatliche Einkommen einer Person die Wahrscheinlichkeit der Wahlbeteiligung?
    • Teilfrage: Wie beeinflussen die Eigentums- und Vermögensverhältnisse einer Person die Wahrscheinlichkeit der Wahlbeteiligung?

Die Forschungsfrage(n) helfen schliesslich dabei, den Fokus aufrechtzuerhalten und die Planung einer empirischen Untersuchung vorzunehmen. Ausgangspunkt einer Masterarbeit können theoretische Vorannahmen im Rahmen eines deduktiven Ansatzes oder beobachtete Phänomene auf der empirischen Ebene sein, die mithilfe eines induktiven Ansatzes verarbeitet werden. Während das Forschungsdesign einer quantitativen Untersuchung im Schnitt  weniger Raum beansprucht, fällt der Umfang bei einem induktiven Ansatz meist grösser aus.

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Ist eine Bachelorarbeit für einen induktiven Ansatz in der Regel zu knapp bemessen, bietet die Masterarbeit die Möglichkeit der Auswahl zwischen induktiven und deduktiven Verfahren. Ohnehin werden zum Beispiel bei einem qualitativen Forschungsdesign häufig induktive und deduktive Elemente miteinander kombiniert.

Der eng gefasste Begriff des Forschungsdesigns beinhaltet die Untersuchungsplanung. Konkret wird dabei festgelegt, wie mithilfe der Untersuchungsbestandteile Schlüsse zur Beantwortung der Forschungsfrage gezogen werden sollen. Dies kann beispielsweise mithilfe  einer Quer- oder Längsschnittstudie oder eines Experiments erfolgen.

Daneben kann man zwischen verschiedenen Forschungsarten unterscheiden, beispielsweise einer hypothesentestenden, explorativen, deskriptiven, prognostischen oder evaluierenden Untersuchung. Quantitative Untersuchungen sind in der Regel hypothesentestend ausgerichtet, während qualitative Arbeiten explorativ charakterisiert sind. Nicht immer muss jedoch empirisch gearbeitet werden. Masterarbeiten bestimmter Studienfächer wie etwa Germanistik oder Philosophie werden eher als Literaturarbeiten konzipiert.

Die folgenden Abschnitte beziehen sich auf die spezifischen Erfordernisse quantitativer oder qualitativer Ansätze, die auf den Begriff des Forschungsdesigns im weiteren Sinne zielen. Soll ein Mixed-Methods-Ansatz verwendet werden, bietet ein weiterer Beitrag Orientierung. Die jeweiligen Kriterien qualitativer und quantitativer Forschungsdesigns sind jedoch auch für die Mixed-Methods-Forschung von Relevanz.

 


Forschungsdesign bei qualitativen Untersuchungen

Qualitative Forschungsdesigns zeichnen sich dadurch aus, dass sie weniger linear, das heisst nach einer festen Abfolge strukturiert sind. Stattdessen werden Elemente des Forschungsdesigns teilweise wiederholt, weil zum Beispiel das Kategoriensystem einer qualitativen Inhaltsanalyse erst zum Ende der Analyse endgültig feststeht. Dies ist der Hauptgrund, warum ein qualitatives Forschungsdesign mehr Raum beansprucht als ein quantitativer Ansatz.

Für die konkrete Gliederung des qualitativen Forschungsdesigns existieren keine strikten Vorgaben. Grundsätzlich bestehen daher die Alternativen, das Forschungsdesign chronologisch oder narrativ aufzubauen. Ein chronologischer Aufbau orientiert sich an der zeitlichen Abfolge der Arbeitsschritte, während sich die narrative Form an inhaltlichen Aspekten des Forschungsdesigns orientiert.

Wichtig beim Forschungsdesign ist die Beschreibung der Untersuchungsobjekte oder Datenquellen. Als Untersuchungsobjekte dienen etwa Personen, die im Rahmen eines Experteninterviews befragt werden. Bei der Analyse von Zeitungsartikeln sind diese Artikel die Untersuchungsobjekte. Die Anzahl der verwendeten Untersuchungsobjekte ist dabei zu begründen.

Eine Beschreibung des Prozesses der Rekrutierung bzw. Selektion des Analysematerials ist ebenfalls Gegenstand des Forschungsdesigns. Wichtige Punkte sind hierbei:

  • Die Sampling-Methode für die Selektion der Teilnehmenden und die Konsequenzen hieraus für die Reichweite der Untersuchung.
  • Die Art der Befragung der Teilnehmenden, sprich per Telefon oder E-Mail.
  • Das Angebot von Incentives oder Aufwandsentschädigungen für die Teilnahme an der Studie.
  • Das Einverständnis der Teilnehmenden für die Aufzeichnung und Verarbeitung ihrer Äusserungen.
  • Der Verlauf des systematischen Suchprozesses zur Identifikation von Textdateien sowie anderer Medien und ihre Ein- und Ausschlusskriterien.
  • Die Anzahl der während des Projektes entfallenen Untersuchungsobjekte sowie die Gründe hierfür.

Essenziell ist auch das Vorwissen oder die Erfahrung der Teilnehmenden in Bezug auf die Forschungsfrage. Weiterhin sollten die demografischen Daten der Teilnehmenden erfasst werden, wie etwa Alter, Geschlecht und kultureller Hintergrund. Schliesslich ist auch das Verhältnis zwischen dem Forschenden und den Teilnehmenden zu erwähnen, da viele qualitative Untersuchungen innerhalb des eigenen Unternehmens erfolgen. Die Parameter der Datenerhebung sollten ebenfalls aufgeführt werden. Hierunter fallen beispielsweise die Form der Erhebung, also als Interview oder Beobachtung mit offenen und/oder geschlossenen Fragen, das Setting, die Anwesenheit weiterer Personen sowie die Dauer.

Für die Untersuchung von Datenmaterial sind die Charakteristiken der Datenquellen wichtig, da durch sie ein Einfluss auf die Datenbeschaffenheit erfolgen kann. Als Beispiel kann der Unterschied zwischen Sitzungsprotokollen aus Bundestagssitzungen und Kommentaren einer Tageszeitung aufgeführt werden. Sofern es sich um öffentlich zugängliches Material handelt, ist die Quelle der Daten offenzulegen. Hieraus kann man möglicherweise spezifische Schlüsse für die Generalisierbarkeit der Untersuchung ziehen.

Zu guter Letzt erfolgt die Beschreibung der gewählten Methode für die Analyse. Für eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ist die Beschreibung des Kategorienschemas essenziell:

  • Inwiefern ist das Codeschema vorher bereits festgelegt?
  • Erfolgt die Entwicklung der Kategorien erst während der Analyse?
  • Umfasst eine Analyseeinheit Absätze, einzelne Sätze oder Teilsätze?
  • Wird eine Software für die Auswertung verwendet und wenn ja, welche?

Diese und ähnliche Fragen sind wichtig. Eine Hilfestellung bietet hierbei Literatur zu den entsprechenden Methoden, so etwa in den Publikationen von Mayring.

Quantitative Forschung
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Quantitative Forschung

Forschungsdesign bei quantitativen Untersuchungen

Im Falle quantitativ ausgerichteter Masterarbeiten klärt das Forschungsdesign, wie eine theoretisch abgeleitete Forschungsfrage empirisch analysiert werden soll. Dies erfolgt häufig im Rahmen eines hypothesentestenden Ansatzes. Gerade ein solches Vorgehen ermöglicht die Verschriftlichung des Forschungsdesigns nach fester Struktur.

Da ein quantitatives Forschungsdesign im Vergleich zum Konzept einer qualitativen Arbeit normalerweise übersichtlicher ausfällt, sollte man die Planung an die Erwartungen einer Masterarbeit ausrichten. So wird die betreuende Person in der Regel mehr erwarten als die Prüfung einer einzelnen Hypothese anhand von Sekundärdaten. Eine Alternative könnte unter anderem darin bestehen, einen theoretisch fundierten Fragebogen zu entwickeln und an einer selbst rekrutierten Stichprobe anzuwenden. Soll mit Sekundärdaten gearbeitet werden, könnten mehrere Hypothesen geprüft oder explorative Elemente mithilfe fortgeschrittener statistischer Methoden eingearbeitet werden. Pauschale Empfehlungen sind diesbezüglich jedoch kaum möglich.

Will man sich die konkrete Ausarbeitung des Forschungsdesigns vereinfachen, sollten zunächst einige grundlegende Fragen geklärt werden. Häufig hat man bereits eine Vorstellung davon, welche Merkmale an welchen Untersuchungsobjekten gemessen werden sollen. Zugleich ist festzulegen, ob die Messungen zu einem oder zu mehreren Zeitpunkten erfolgen sollen (vgl. Querschnittsuntersuchungen, Trendstudien und Längsschnittuntersuchungen). Darauf aufbauend ergibt sich die Frage, welche Instrumente man für diese Messungen verwenden will.

Wie auch bei den qualitativen Untersuchungen ist hier der Sampling-Prozess von Bedeutung:

  • Die Umsetzung einer bestimmten Sampling-Methode oder eines systematischen Plans zur Abdeckung einer Grundgesamtheit.
  • Die Angabe von Selbstrekrutierungseffekten bei beispielsweise Onlineumfragen.
  • Die Ein- und Ausschlusskriterien bei der Stichprobenziehung.
  • Die daraus gezogenen Schlüsse für die Reichweite der Aussagen.
  • Die Wahl des Settings oder des Modus für die Erhebung der Daten, so etwa in der Fussgängerzone oder mithilfe einer selbstadministrierten Onlineumfrage.
  • Der Zeitraum der Erhebung.

In Bezug auf die Stichprobe sind die angestrebte Stichprobengrösse sowie das tatsächlich realisierte Sample anzugeben. Die tatsächliche Anzahl kann von der angestrebten Anzahl abweichen, da beispielsweise ausgewählte Personen nicht an der Erhebung teilnehmen konnten oder wollten. Um die Präzision der Schätzungen zu ermitteln, sollte für die Bestimmung des Stichprobenumfangs eine Poweranalyse oder andere Methode durchgeführt werden.

Wenn die Stichprobengrösse festgelegt ist, erfolgt die Angabe der demografischen Kennzahlen der befragten Personen. Darunter fallen das Alter, das Geschlecht und der sozioökonomische Status der Befragten. Zudem können themenspezifisch gemessene Scores bestimmter Tests und Instrumente angegeben werden. Falls mit den Teilnehmenden Vereinbarungen über beispielsweise Kompensationen und andere Aspekte getroffen wurden, sollten diese offengelegt werden.

Weiterhin gehört zu einem quantitativen Forschungsdesign die Nennung der verwendeten Instrumente, Messungen und Outcomes. Hier sollte erwähnt werden, ob beispielsweise ein bestimmtes psychometrisches Instrument eingesetzt und ob die Qualität der Messungen sichergestellt oder gesteigert wurde. Hierbei sind die Stichworte Gütekriterien und Reliabilität von Bedeutung. Auf den Umgang mit ethisch sensiblen Themen sollte besonders geachtet werden. Hierunter fällt zum Beispiel die Befragung junger Erwachsener über traumatische Erlebnisse.

Eine begründete Beschreibung des Selektionsprozesses sowie eine Charakterisierung der Daten sollte ebenso bei einer quantitativen Analyse von Sekundärdaten oder mithilfe eigener Recherche zusammengetragener Datensätze erfolgen.

Qualitative Forschung
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Qualitative Forschung
Zusammenfassung

Forschungsdesign einer Masterarbeit

Hinweis

Die Elemente des Forschungsdesigns orientieren sich an den konkreten Erfordernissen der jeweiligen Masterarbeit. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit

Zentrale Aspekte eines empirischen Forschungsdesigns

  • Erläuterung des Gegenstands der Forschung sowie Begründung des Forschungsdesigns (z. B. Querschnittsstudie in Form einer Onlineumfrage)
2. Vorgehensweise bei der Datenerhebung
  • Grundgesamtheit und Untersuchungseinheiten definieren
  • Sampling-Prozess und -Methoden sowie Ein- und Ausschlusskriterien bestimmen
  • Suchprozess für die Lokalisierung von Daten bzw. Rekrutierungsprozess benennen (Kontaktwege, Kompensationen)
  • angestrebte und realisierte Anzahl der Teilnehmenden bzw. der Dokumente nennen und diese im Projektverlauf gegebenenfalls ändern
  • demografische Informationen der Teilnehmenden bzw. Charakteristiken der Datenquellen aufführen
  • Art der Datenerhebung nennen, z. B standardisierte Umfrage, Beobachtung, Interview
  • Setting, Kontext, Dauer und eventuell erfolgte Wiederholungen der Datenerhebung erwähnen
  • Frageformen charakterisieren, z. B. offen oder geschlossen, bzw. Messungen und Outcomes festlegen
3. Verfahren der Analyse
  • Zweck der Methoden und Prozesse erläutern
  • (statistische) Analysemethoden und -prozesse beschreiben
  • Entstehung des Kategorienschemas sowie Ablauf des Kodierungsprozesses benennen
  • Analyseeinheiten festlegen
  • genutzte Software erwähnen

 

Weiterführende Literatur:

American Psychological Association (APA) (2019). Publication Manual of the American Psychological Association, 7th Edition (2020). American Psychological Association.
Baur, N., Blasius, J. (Hrsg.) (2014). Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung. Wiesbaden: Springer.
Mayring, P. (2016). Einführung in die qualitative Sozialforschung. Weinheim, Basel: Beltz.