Forschungsfrage formulieren
Tiefgehende Auseinandersetzung mit herausgearbeiteter Problemstellung
Mindestens vier verschiedene Typen von Forschungsfragen, die im Rahmen der Masterarbeit Verwendung finden können, lassen sich unterscheiden:
- Die beschreibende Forschungsfrage: Forschungsfragen dieses Typs fragen nach der messbaren Realität, z. B. Veränderungen.
(Bsp.: Wie hat sich der Faktor/die Variable/der Forschungsgegenstand in einer Forschungsperiode verändert?)
- Die erklärende Forschungsfrage (‚Warum‘-Frage): Diese Forschungsfrage zielt zumeist auf einen Kausalzusammenhang ab. Ziel einer Forschung mit erklärender Forschungsfrage ist die Erklärung des Zusammenhangs zwischen zwei oder mehr Faktoren bzw. die Wirkung von einem oder mehreren Faktoren auf einen anderen Faktor.
(Bsp.: Wie unterscheidet sich A von B? Welche Wirkung hat A auf B? Wie lässt sich die Veränderung von B durch A erklären?)
- Die prognostische Forschungsfrage: Dieser Fragentyp bezieht sich auf Veränderungen in der Zukunft.
(Bsp.: Wie wird sich B durch A verändern? Wird es im Jahr X noch B geben?)
- Die pragmatische Forschungsfrage: Fragen dieses Typs zielen auf die Gestaltung von Verhältnissen in der Realität.
(Bsp.: Was muss getan werden, damit B nicht passiert? Wie muss sich A verändern, damit B sich so entwickelt?)
Nicht jede Forschungsfrage ist für eine Masterarbeit oder auch eine andere wissenschaftliche Arbeit sinnvoll oder akademisch akzeptabel. Forschungsfragen können zum Beispiel folgende Probleme aufweisen:
- Die Forschungsfrage basiert auf falschen Annahmen, die bereits durch andere Forschung widerlegt wurden.
- Die Forschungsfrage ist nicht widerspruchsfrei.
- Der Forschungsfrage liegt eine Behauptung (Achtung: nicht zu verwechseln mit einer These) zugrunde und ist nur eine scheinbare bzw. eine tendenziöse Forschungsfrage. Die Forschungsfrage legt also bereits in ihrer Formulierung eine bestimmte Antwort nahe.
- Die Forschungsfrage ist derart unpräzise formuliert, dass nicht deutlich wird, welches Forschungsziel realisiert werden soll, welcher Zusammenhang zwischen welchen Faktoren erklärt werden soll oder was begründet oder erklärt werden soll.
- Die Forschungsfrage ist zu allgemein, also zu wenig präzise formuliert, sodass der Forschungsbereich nicht genau eingegrenzt wird.
- Die Forschungsfrage hat keine Relevanz für die Praxis und/oder für die Forschung.
- Die Forschungsfrage geht über die Möglichkeiten eines Studierenden bzw. Promovierenden hinaus und kann mit den limitierten Mitteln nicht vollständig beantwortet werden.
Wie schon erklärt wurde, steht die Ausarbeitung der Forschungsfrage für die Masterarbeit am Anfang des Forschungsprozesses und zielt auf die Eingrenzung und Spezifizierung des Forschungsthemas und Forschungsgegenstands ab. Übergreifende, wesentliche Zusammenhänge sollen in der Formulierung der Forschungsfrage nicht abgebildet werden.
Es empfiehlt sich, in dem gewählten Forschungsfeld und Forschungsthema andere Arbeiten vergleichbaren Niveaus (zum Beispiel Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Doktorarbeit) zu suchen, um die Formulierung von Forschungsfragen zu analysieren und darauf basierend ein Gefühl für die Entwicklung der eigenen Forschungsfrage zu bekommen. Es kann auch sinnvoll sein, nach empirischen Studien in Fachzeitschriften (Academic Journals) zu suchen und dort die Forschungsfragen zu sammeln.
Auf dieser Basis lassen sich dann sowohl die Relevanz als auch die Trennschärfe und Tiefe einer akademisch und/oder praktisch relevanten Forschungsfrage ermitteln. Bestenfalls knüpft die eigene Forschungsfrage an die Forschungsfragen unmittelbar durch eine vergleichbare Formulierung an und verändert oder ergänzt ein kleineres Detail, womit sich dann gleichzeitig die Forschungslücke begründen lässt. Dies ist auch für Dissertationen relevant, im Rahmen derer ebenfalls eine Forschungslücke formuliert werden muss.