«Andere sieht man in einem klaren Licht,
sich selbst aber nicht.»
– Konfuzius (551-479 v. Chr.)
Der Selbstkenntnisbericht ist die persönliche Evaluation Ihrer Arbeit
In sozialen Berufen sind Selbstreflexion und Selbstkenntnis wesentliche Kompetenzen, die es während der Ausbildung oder dem Studium zu erlernen und zu vertiefen gilt. Aber auch in vielen anderen Fachbereichen wird die „Selbstkenntnis“ als Handlungskompetenz zunehmend gewichtet und in den Qualifikationsverfahren geprüft.
Selbsterkenntnis ist ein philosophischer und psychologischer Begriff. Die Selbsterkenntnis ist eine der frühesten und nach wie vor eine der wesentlichsten Forderungen der Philosophie an den Menschen. Bereits im antiken Griechenland wurde die Selbsterkenntnis als Voraussetzung für die Bildung und das Wachstum der eigenen Persönlichkeit betrachtet.
Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff „Selbstreflexion“ eine Art mentale und spirituelle Selbstbeobachtung der eigenen Ideen, inneren Gefühle, Träume, vergangenen Erfahrungen und Zukunftserwartungen. Selbsterkenntnis wird durch Selbstreflexion erlangt. Selbstreflexion wird erreicht, indem man sich auf die Metaebene oder eine höhere Ebene der Betrachtung eines Gegenstandsbereichs begibt. Der Zweck der Selbstreflexion ist es, durch neue Erkenntnisse die eigene Perspektive zu erweitern. Die Lernkomponente ist dabei besonders wichtig. Selbstreflexion kann als ein mehrstufiger Prozess betrachtet werden, der bestimmte persönliche Fähigkeiten voraussetzt. Die Selbstreflexion ist sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld anwendbar. Sie wird in zahlreichen Bereichen eingesetzt, z. B. in der klinischen Therapie, bei Mitarbeiter:innengesprächen und in der Teamarbeit.
Was haben Sie aus dem Prozess gelernt?
Was ist der Sinn und Zweck eines Selbstkenntnisberichts?
Sie haben fleissig an einem Thema oder Projekt gearbeitet. Fachlich, systematisch und emotional haben Sie dabei viel Wissen erworben. Im Selbstkenntnisbericht beschreiben Sie, was besonders erhellend, beeindruckend und unerwartet war.
So fassen Sie eine Selbstevaluation Ihrer Arbeit zusammen. Wenn Sie technische oder methodische Fehler bei der Bearbeitung der Literatur und Ihrer Fragestellungen festgestellt haben, beschreiben Sie diese kurz im Selbsterfahrungsbericht. Ermitteln Sie die Ursache des Fehlers und entwickeln Sie Empfehlungen zu dessen zukünftiger Vermeidung. Das Aufzeigen von Fehlern und deren Ursachen wird positiv bewertet. Gehen Sie auch auf die Höhen und Tiefen ein, denen Sie persönlich beim Schreiben der Arbeit begegnet sind, sowie auf die Hindernisse, auf die Sie gestossen sind, und die unerwarteten Ereignisse, die eingetreten sind.
Das Ziel des Selbstkenntnisberichts ist es, Selbstreflexion und selbsterkenntnisbezogene Handlungskompetenz zu zeigen. Damit zeigt die Person, die den Text verfasst hat, dass diese in der Lage ist, Selbstreflexion (privat oder beruflich) zu betreiben und Abhilfemassnahmen für eine nachhaltige Verhaltensänderung zu ergreifen.
Selbstkenntnis erfordert den Mut, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, persönliche Grenzen zu akzeptieren und zu lernen, mit unerwünschtem Verhalten konstruktiv umzugehen. Das ist für viele Menschen ein bedeutender Wachstumsschritt – es gilt, Stärken strategisch zu nutzen und mit Schwächen professionell umzugehen. Menschen sind durch Selbstreflexion und Selbstkenntnis in der Lage, ihre Stärken, Schwächen und Entwicklungsperspektiven realistischer einzuschätzen.
Der Selbstkenntnisbericht mag im Umfang klein sein, bedarf jedoch einiger Konzentration. Es lohnt sich daher, für den Selbstkenntnisbericht einige Zeit einzuplanen!
Wie komme ich zur Selbstkenntnis?
Selbstkenntnis kann durch eine Vielzahl von Methoden und Ansätzen erlangt werden. Besonders verbreitete Ansätze sind die Introspektion (Selbstbeobachtung), die Beobachtung des eigenen Verhaltens, die Beobachtung anderer Menschen und das Lernen aus dem Feedback anderer Menschen. Darüber hinaus können auch körperorientierte Ansätze und die Meditation als mögliche Ansätze zur Steigerung der Selbstkenntnis verstanden werden. Es ist sinnvoll, mehrere Quellen zu nutzen, um ein differenziertes Bild zu erhalten.
Ein Brainstorming ist ebenfalls ein guter Ansatz, um rasch einige Anhaltspunkte zum Schreiben eines Selbstkenntnisberichts zu erhalten. Die nachfolgende Tabelle beschreibt mögliche Aspekte, die in Bezug auf den betrachteten Prozess im Rahmen des Selbstkenntnisberichts behandelt werden können. Die Stichwörter können als Unterstützung für ein Brainstorming dienen. Im Anschluss an das Brainstorming können die daraus gewonnenen Ideen verschriftlicht und als Selbstkenntnisbericht festgehalten werden.