Konjunktiv für Fortgeschrittene?!

Aus wissenschaftlichen Texten ist der Konjunktiv nicht wegzudenken, da er maßgeblich zum richtigen Verständnis und zur wissenschaftlich korrekten Präsentation von Inhalten beiträgt.

Redaktion | 28.01.2022 | Lesedauer 2 min

Vom Konjunktiv haben wohl viele zuletzt in der Schulzeit gehört, schließlich wird seine Verwendung in der Alltagssprache immer seltener und auch viele Texte – etwa im journalistischen Bereich – werden mittlerweile ohne Konjunktiv verfasst. Aus wissenschaftlichen Texten ist der Konjunktiv jedoch nach wie vor nicht wegzudenken, da er maßgeblich zum richtigen Verständnis und zur wissenschaftlich korrekten Präsentation von Inhalten beiträgt. Im Folgenden wird anhand kurzer Beispiele erläutert, worauf bei der richtigen Verwendung des Konjunktivs in wissenschaftlichen Texten zu achten ist.

Konjunktiv I

Bei indirekter Rede ist die Verwendung des Konjunktivs I angezeigt, wenn der Inhalt korrekt/belegbar ist. Indirekte Rede bedeutet, dass die Aussage eines anderen nur sinngemäß – und nicht wörtlich – widergegeben wird. Auch bei der Widergabe von Aussagen Dritter wird der Konjunktiv verwendet. Er dient dazu, zu verdeutlichen, dass die Aussage von einer anderen Person stammt.

Bildung: Verbstamm Präsens + Konjunktivendung = Konjunktiv I(z. B. lasse, schreibe, erreiche, denke, etc.)

Beispiel:
Müller et. al. geben an, die Datenlage lasse aktuell weitere Schlüsse nicht zu.

Häufiger Fehler:
Müller et. al geben an, die Datenlage lässt aktuell weitere Schlüsse nicht zu.

Ganz besonders ist darauf zu achten, wenn sich die indirekte Rede über mehrere Sätze erstreckt. Fehlt hier eine explizite Erklärung (z. B. „der Autor gibt an…“) und stehen Sätze nur im Indikativ, sieht es aus, als werde hier die eigene Meinung dargestellt.

Beispiel:
Müller et. al. weisen darauf hin, die Datenlage lasse aktuell weitere Schlüsse nicht zu. Dies sei für weitere Forschungsvorhaben ein Hindernis.

Häufiger Fehler:
…weitere Schlüsse nicht zu. Dies ist für weitere Forschungsvorhaben ein Hindernis.

Ganz besonders wichtig ist ein sensibler Umgang mit den Tempusformen etwa bei der Darstellung von Interviews.

Konjunktiv II

Der Konjunktiv I wird verwendet, wenn der zitierte Inhalt belegbar ist (wissenschaftl. Quelle). Besteht hierzu keine Sicherheit, werden nur Behauptungen wiedergegeben oder will man sich inhaltlich von der Aussage distanzieren, wird der Konjunktiv II verwendet. Außerdem wird er genutzt, wenn die Konjunktiv-I-Form nicht eindeutig als solche zu erkennen ist (z. B.: „sie haben“).

Bildung: Verbstamm Präteritum + Konjunktivendung = Konjunktiv II (a, o und u werden zu ä, ö, ü)

Beispiel:
Der Mediziner sagt, er hätte eindeutige Belege für seine Theorie.

Umschreibung des Konjunktivs II mit der Würde-Form

In bestimmten Fällen ist es möglich oder notwendig, den Konjunktiv II mit „würde“ zu umschreiben. Dies ist der Fall, wenn sich der Konjunktiv II eines Verbes nicht vom Indikativ Präteritum unterscheidet.

Beispiel:
Sie sagte, er würde schon seit Stunden reden.

Nicht:
Sie sagte, er redete schon seit Stunden.

Auch in weniger förmlichen Zusammenhängen (das trifft daher nicht unbedingt auf wissenschaftliche Texte zu) wird oft die Umschreibung mit „würde“ gewählt.

Beispiel:
Sie sagte, sie würde lieber gehen.

Um eine gute Verständlichkeit zu gewährleisten, sollte natürlich von einem allzu inflationären Gebrauch des Konjunktivs abgesehen werden. Wenn man ihn umgehen möchte, muss auch dies korrekt geschehen. Eine Möglichkeiten sind hier, neben der Würde-Form, z. B. Einleitungen mit „dass“, „gemäß“, „laut“ etc.