Tipps für das Peer-Review-Verfahren – Richtige Verhalten im Peer-Review

Redaktion | 21.02.2020 | Lesedauer 5 min

Das Peer-Review ist ein unerlässlicher Schritt auf dem Weg zur Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Arbeit. Jedes seriöse Journal lässt die eingereichten Studien zuerst durch Expertinnen und Experten prüfen, um sicherzustellen, dass es sich dabei um handfeste Beiträge zum jeweiligen Forschungsgebiet handelt. Erst dann wird eine Veröffentlichung in Erwägung gezogen.

In diesem Ratgeberbeitrag erfahren Sie alles über das Peer-Review-Verfahren, darüber, wie es abläuft und wie Sie sich dabei am besten verhalten.

»As editors we try to put ouselves into the shoes of the referees and of the authors. We try to be as fair as possible to all sides.« May 2019 Heike Langenberg, then chief editor of Nature Geoscience 1

Was ist ein Peer-Review?

Das Peer-Review ist das gängigste Verfahren zur Qualitätssicherung in der Wissenschaft. Die Bezeichnung leitet sich vom englischen Peer (Kolleg:in, Gleichrangige:r) und Review (Kritik, Begutachtung) ab, weil dabei ein unabhängiger Kollege oder ein Kollegin aus demselben akademischen Fach eine neue These oder Studie überprüft. Im deutschen Sprachraum stösst man manchmal auch auf die Bezeichnung Kreuzgutachten.

Die Wissenschaftler:innen sind aus demselben Fach und haben meistens selbst bereits einen Beitrag beim betreffenden Journal eingereicht bzw. darin veröffentlicht. Das Peer-Review ist deswegen so wichtig, weil die akademischen Zeitschriften damit überprüfen können, ob eine Arbeit wirklich zur Publikation geeignet ist. So wird die Qualität in der Wissenschaftskommunikation sichergestellt.

Die Kritik der Gutachter:innen während des Peer-Reviews muss ernst genommen und die Arbeit entsprechend verbessert werden. Sind sich Autor:in und Gutachter:in bei einem Punkt uneinig, hat der/die Autor:in die Möglichkeit, ihren/seinen Standpunkt mit wissenschaftlichen Argumenten zu verteidigen. Erst dann, wenn der/die Verleger:in überzeugt ist, dass die Arbeit eine schlüssige und nachvollziehbare Aussagekraft hat, wird sie publiziert.

Der Ablauf eines Peer-Reviews

Die Überprüfung einer Arbeit in einem Peer-Review ist ein komplexer – und manchmal langwieriger – Prozess. Daran beteiligt sind der bzw. die Autor:innen der wissenschaftlichen Arbeit, ein oder mehrere Gutachter:innen aus demselben Fachbereich, so wie die Fachzeitschrift bzw. die Verleger:innen.

So läuft das Peer-Review-Verfahren ab:

  1. Zuerst reicht der/die Autor:in ein Manuskript der wissenschaftlichen Arbeit bei der/dem Verleger:in ein.
  2. Betrachten die Verleger:innen die These als relevant und geeignet für das jeweilige Journal, wählen sie einen oder mehrere Gutachter:innen aus, die eine genaue inhaltliche Überprüfung durchführen.
  3. Diese Prüfung kann zu drei unterschiedlichen Resultaten führen:

a) Die Gutachter:innen finden keinerlei Mängel – der Beitrag wird sofort akzeptiert und veröffentlicht. Gerade bei der ersten Einreichung eines Autors/einer Autorin ist dies jedoch nicht zu erwarten.

b) Die Gutachter:innen finden Mängel in der Arbeit oder verlangen eine Klärung bestimmter Punkte. Der Autor/Die Autorin hat die Möglichkeit, sie zu überarbeiten und erneut einzureichen, nachdem alle kritisierten Punkte verbessert oder aufgeklärt worden sind. Das ist der wohl gängigste Werdegang einer wissenschaftlichen Veröffentlichung.

c) Die Gutachter:innen finden so schwerwiegende Mängel in der Arbeit, dass sie von ihnen abgelehnt wird. In diesem Fall erhält der Autor/die Autorin üblicherweise eine Begründung der Gutachter:innen, zu der es ihm oder ihr freisteht, Stellung zu beziehen.

 

In den meisten Fällen ist das Peer-Review-Verfahren also ein längerer Prozess. Wer einen Beitrag bei einer Fachzeitschrift einreicht, sollte damit rechnen, dass die Arbeit von den Gutachter:innen schonungslos kritisiert wird und erst entsprechend verbessert werden muss, bevor sie veröffentlicht werden kann.

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Alles Weitere zum Peer-Review-Verfahren

Die Gutachtenden werden von Verlag so ausgewählt, dass sie die vorliegende Arbeit objektiv und unvoreingenommen beurteilen können. Das heisst, es handelt sich dabei um Fachexpert:innen aus demselben Bereich, bei denen es aber keine Überschneidungen zum akademischen und beruflichen Werdegang der Einreichenden gibt. Zudem müssen sie dem konkreten Thema selbst unabhängig gegenüberstehen, um Objektivität zu gewährleisten.

Weil man sich manchmal trotzdem kennt – vor allem in sehr spezifischen Fachbereichen mit einer überschaubaren Anzahl an Expert:innen – anonymisieren mittlerweile viele Verleger:innen das Peer-Review. Ein anonymes Peer-Reviewsoll verhindern, dass etwaige persönliche Verbindungen bei der Begutachtung die Objektivität mindern.

Es kommt auch vor, dass inhaltlich einwandfreie Arbeiten von einem Journal abgelehnt werden. Das liegt daran, dass manche Journale mit einer so grossen Anzahl an Einreichungen konfrontiert sind, dass nur die wichtigsten Forschungsergebnisse veröffentlicht werden können. Denken Sie zum Beispiel an die beiden grössten naturwissenschaftlichen Journale Science und Nature. Bei reichweitenstarken Fachzeitschriften gibt es nicht nur ein besonders strenges Peer-Review – es werden ausschliesslich Beiträge publiziert, die von den Gutachter:innen auf eine Weise als bahnbrechend betrachtet werden.

Hinweis

Die Publikation von Forschungsergebnissen ist auch im Rahmen einer kumulativen Dissertation empfehlenswert. Lassen Sie sich ggf. auch beim Schreiben einer Doktorarbeit unterstützen.

> Akademische Ghostwriter

Was das Peer-Review nicht kann, ist es, betrügerische Arbeiten zu entlarven. So haben es in die zuvor genannten Journale auch schon „bahnbrechende Forschungsergebnisse“ geschafft, die frei erfunden waren, was später für entsprechendes Aufsehen sorgte. Aufgabe des Peer-Reviews ist es, die Qualität einer Arbeit anhand der verwendeten Methoden, der Aussagekraft der Daten und der Logik des Arguments der These zu bewerten. Es wird aber vorausgesetzt, dass die Autor:innen die dargelegte Forschung tatsächlich durchgeführt und die Daten nicht geschönt haben. Die Gutachter:innen legen deswegen bei der Darstellung vom Forschungsablauf grossen Wert darauf, dass die Studie replizierbar ist. Das heisst unter anderem, dass ein Experiment an jedem Ort und zu jeder Zeit von anderen Wissenschaftler:innen wiederholt werden kann und zu denselben oder vergleichbaren Ergebnissen führt. Dadurch wird das Werk von Hochstapler:innen letzten Endes von der wissenschaftlichen Gemeinschaft als solches enttarnt.

So meistern Sie das Peer-Review

Ein Tipp vorab: Betrachten Sie das Peer-Review als das, was es ist – keine lästige Hürde, sondern ein wichtiger Mechanismus zur Sicherstellung der wissenschaftlichen Qualität, der quer durch alle Fachbereiche existiert. Gutachter:innen haben somit eine verantwortungsvolle Aufgabe, der gewissenhaft nachzukommen ist. In den meisten Fällen tun sie dies übrigens vollkommen unentgeltlich.

Nach der Veröffentlichung Ihrer Arbeit wird vielleicht auch Ihnen die Ehre zuteil, dass Ihnen das Journal eine andere Arbeit zur Begutachtung vorlegt. Es geht dabei nicht darum, die vorliegende Arbeit inhaltlich zu zerreissen, sondern eben sicherzustellen, dass alle Kriterien der wissenschaftlichen Qualität erfüllt sind. Selbst in einer handfesten Arbeit können unklare Formulierungen oder methodologische Schwächen vorhanden sein. Gutachter:innen sparen üblicherweise nicht mit Kritik und sprechen alles an, was unrichtig, unpräzise oder unklar ist.

»You always have to be very careful to see all sides of any dispute, discussion or problems, …« May 2019 Heike Langenberg, then chief editor of Nature Geoscience 1

Damit Ihre Arbeit die besten Chancen hat, das Peer-Review auf Anhieb zu bestehen, sollten Sie sicherstellen, dass die vier grundlegenden wissenschaftlichen Gütekriterien erfüllt sind:

  • Objektivität: Die Forschung und Datenerhebung müssen unabhängig sein, sodass auch andere Forscher:innen zum selchen Ergebnis gelangen würden/werden.
  • Repräsentativität: Die Aussage der Forschung muss zumindest zu einem bestimmten Grad generalisierbar sein, Stichproben müssen repräsentativ sein.
  • Validität: Die Daten müssen zur Messung des untersuchten Phänomens geeignet sein (Kausalität Korrelation)
  • Reliabilität: Die verwendete Methode muss zuverlässig und wiederholbar sein.

Darüber hinaus sollte die eingereichte Arbeit sprachlich einwandfrei sein, allen formalen Vorgaben des Journals entsprechen und einer übersichtlichen Struktur folgen. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Ratgeberbeitrag zum Thema Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Arbeit.

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