Unterschiede zwischen Primärliteratur, Sekundärliteratur und Tertiärliteratur

Redaktion | 06.10.2022 | Lesedauer 5 min

In wissenschaftlichen Arbeiten können verschiedene Arten von Quellen verwendet werden. Im Wesentlichen werden Primär- und Sekundärliteratur unterschieden. Aber selbst Tertiärquellen können in seltenen Fällen zum Einsatz kommen.

  • Primärliteratur als hauptsächliche Literaturart
  • Sekundärliteratur als wichtige Ergänzung
  • Tertiärliteratur als seltene Ausnahme
  • Übersicht Literaturarten

Ein ganz wesentlicher Teil einer jeden wissenschaftlichen Arbeit (Hausarbeiten oder der Bachelorarbeit) ist die Quellenarbeit. Studierende müssen darauf achten, dass Quellen zitierfähig, für das Thema der Arbeit relevant und von hoher Qualität sind. Die wichtigste Literaturart wird Primärquelle genannt. Sie sollte vorrangig in jeder wissenschaftlichen Ausarbeitung zu finden sein und somit den überwiegenden Teil aller Quellen in der Arbeit ausmachen. Aber nicht in jedem Fall kann Primärliteratur zum Einsatz kommen. Dann können Sekundär- oder sogar Tertiärquellen herangezogen werden. Wir erklären die wesentlichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten von Quellen in wissenschaftlichen Arbeiten.

Definitionen und Beispiele

Primärliteratur, Sekundärliteratur und Tertiärliteratur

Die Unterschiede auf einen Blick.

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Beispiel Primärquelle

Beispiel Sekundärquelle

Beispiel Tertiärquelle

Beispiel „Der Handschuh“ von Friedrich Schiller „Schiller-Bibliographie 1975-1985“ von Bärwinkel et al. „Schiller, Friedrich“ in Deutsche biographische Enzyklopädie von Vierhaus (Hrsg.)
Quellen-
angabe
Schiller, Friedrich (1798): Musen-Almanach für das Jahr 1798, S. 41–43, Tübingen: J. G. Cotta. Bärwinkel, Roland; Lopatina, N. I.; Lopatina, Natalja & Mühlpfordt, Günther (1989): Schiller-Bibliographie 1975-1985, Zentralbibliothek der Deutschen Klassik 1989, Berlin u. a.: Aufbau-Verlag. Vierhaus, Rudolf (2007): Deutsche biographische Enzyklopädie (2., überarb. und erw. Ausg.), Band 8 (Poethen – Schlüter), hrsg. von Rudolf Vierhaus, S. 859 f., München: K. G. Saur.
Definition Rohdaten; ursprüngliche Informationsquellen, bevor sie ausgewertet wurden. Quellen, die Primärdaten analysieren oder interpretieren. Quellen, die Daten zu einem bestimmten Thema zusammenstellen.
Merkmale Beobachtungen aus erster Hand, zeitgenössische Darstellungen von Ereignissen, zeitgenössische Sichtweisen. Interpretationen von Informationen, die nach dem Ereignis geschrieben wurden, bieten eine Überprüfung oder Kritik. Sammlungen oder Verzeichnisse von Primär- und Sekundärquellen, Nachschlagewerke, Suchtools für Quellen.
Kategorien Interviews, Reden, Studien, Tagebücher, Geburtsurkunden, Paper, zeitgenössische Zeitungsartikel Biografien, Zeitschriftenartikel, Lehrbücher, Kommentare, Leitartikel, Literaturkritiken. Enzyklopädien, Bibliografien, Zusammenfassungen, Indizes, Literaturübersichten, Bibliothekskataloge, Datenbanken.

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Primärliteratur

Primärliteratur als hauptsächliche Literaturart

Die wichtigste Literaturart


Definition Primärliteratur

Als Primärliteratur werden Quellen bezeichnet, die bestimmte Dinge oder Ereignisse direkt beschreiben. Primärquellen sind so nah dran, wie es nur geht, denn sie enthalten die Originalinformationen. Deswegen gilt Primärliteratur als besonders authentisch und somit wertvoll für wissenschaftliche Arbeiten. Im Zweifelsfall ist Primärliteratur den anderen Quellenarten immer vorzuziehen.

Die wichtigsten Vorteile von Primärliteratur sind:

  • Authentizität
  • Glaubwürdigkeit
  • Unverfälschtheit

Aufgrund der genannten Vorteile und Charakteristika sollte sich der wesentliche Teil des Literaturverzeichnisses einer wissenschaftlichen Arbeit aus Primärquellen zusammensetzen. Nur ergänzend sollte Sekundärliteratur und eventuell in seltenen Fällen auch Tertiärliteratur genutzt werden.

 

Beispiele für Primärquellen

Der vorangegangenen Beschreibung entsprechend können als Beispiele für Primärliteratur etwa Briefe genannt werden, in denen die Person, die den Brief verfasst hat, Erlebtes aus erster Hand beschreibt. Auch Einträge in Tagebüchern, Romane oder Fotografien fallen unter Primärliteratur. Zudem können empirische Studien, die selbst Daten erheben und neuartige Erkenntnisse erzielen, als Primärquellen bezeichnet werden, ebenso wie Gedichte.

 

Beispiel für das Zitieren von Primärquellen

Wie bereits erläutert wurde, bezieht sich Primärliteratur immer direkt auf bestimmte Ereignisse und referenziert nicht ihrerseits andere Studien oder bereits bestehende Ausarbeitungen. Ein Beispiel für das Zitieren einer Primärquelle könnte dementsprechend wie folgt aussehen:

So verweisen Bogner und Müller aufgrund ihrer empirischen Erkenntnisse darauf, dass „Studierende der Universität in 86 % der Fälle Wert auf saubere, plagiatsfreie Quellenarbeit legen“ (Bogner & Müller, 2016, S. 14).

Sekundärliteratur

Sekundärliteratur als wichtige Ergänzung

Eine wichtige Ergänzung


Definition Sekundärliteratur

Nicht immer ist es möglich, für jede zu belegende Textstelle in einer wissenschaftlichen Ausarbeitung auf Primärliteratur zurückzugreifen. Nicht immer ist zu jedem Sachverhalt eine Primärquelle zu finden, die für die eigene Arbeit verwendet werden kann. Und nicht immer sind Primärquellen tatsächlich auffindbar und stehen für die Zitation in der wissenschaftlichen Arbeit unkompliziert zur Verfügung. In Fällen wie diesen sind Sekundärquellen eine wichtige Ergänzung zu zahlreichen Primärquellen, die ebenfalls in wissenschaftlichen Arbeiten Berücksichtigung finden sollten.

Sekundärliteratur ist dadurch gekennzeichnet, dass sie sich auf Primärliteratur bezieht, etwa in Form einer Analyse, Interpretation oder anderweitiger Auseinandersetzung mit bereits bestehenden Informationen aus den Primärquellen. Ereignisse werden somit nicht direkt, also aus erster Hand beschrieben, sondern die direkte Beschreibung wird aufgegriffen und um weitere Angaben ergänzt, etwa die bereits erwähnte Interpretation.

 

Beispiele für Sekundärquellen

Es wurde bereits erläutert, dass Sekundärliteratur oftmals eine analysierende oder interpretative Komponente beinhaltet. Demnach sind Beispiele für Sekundärquellen etwa Artikel oder andere Abhandlungen über einen Roman, ein Gedicht, ein Gemälde oder ein anderes Werk einer Person. Auch Dokumentationen oder Biografien gelten als Sekundärquellen. Darüber hinaus stellt das Aufgreifen von Studien anderer Personen, die nicht eigens durchgeführt wurden, eine Sekundärquelle dar.

 

Beispiel für das Zitieren von Sekundärquellen

Dem erwähnten Umstand Rechnung tragend, dass sich Sekundärliteratur immer auf eine Primärquelle bezieht, könnte ein Beispiel für das Zitieren einer Sekundärquelle wie folgt lauten:

Frank weist daraufhin hin, dass laut Berger et al. „Studierende seit der Jahrtausendwende ‚deutlich konzentrierter arbeiten als noch in den 1990er-Jahren‘ (Berger et al., 2015, S. 3)“ (Frank, 2021, S. 7).

 

Hinweise für das Verwenden von Sekundärliteratur

Sekundärliteratur ist wichtig für jede wissenschaftliche Arbeit. Keine wissenschaftliche Arbeit kommt gänzlich ohne die Nutzung von Sekundärquellen aus. Abgesehen von der unkomplizierten Verfügbarkeit dieser Literaturart bietet Sekundärliteratur oftmals weiterführende Informationen basierend auf den Daten aus der Primärquelle, auf die sich in der Sekundärquelle bezogen wird. So nutzen Sekundärquellen beispielsweise oft bereits existierende Interpretationsansätze und führen die bestehenden Gedanken weiter.

In wissenschaftlichen Arbeiten sollte dennoch Primärquellen Vorrang eingeräumt werden. Aber zusätzlich zu dem überwiegenden Teil an Primärquellen, die verwendet werden, sollten immer auch Sekundärquellen in einer wissenschaftlichen Arbeit einbezogen werden.

Tertiärliteratur

Tertiärliteratur als seltene Ausnahme

Die seltene Ausnahme


Definition Tertiärliteratur

Tertiärliteratur kommt nur selten zum Einsatz. Sie stellt die Ausnahme der Quellenarten in wissenschaftlichen Arbeiten dar. Tertiärquellen enthalten keinerlei neuartige Informationen, fassen aber bestehende Daten aus anderen Quellen in komprimierter, nachvollziehbarer Form zusammen. Gelegentlich kann es sich daher anbieten, für die eigene wissenschaftliche Arbeit auf eine einzelne Tertiärquelle zurückzugreifen.

 

Beispiele für Tertiärliteratur

Tertiärquellen fassen bestehende Informationen zusammen, weshalb Einträge in Lexika oder Enzyklopädien als Tertiärquellen zu bezeichnen sind. Auch Lehrbücher gelten als Tertiärquelle. Ein populärer Vertreter von Tertiärliteratur ist der Definition entsprechend Wikipedia. Auch der Duden ist eine Tertiärquelle.

 

Beispiel für das Zitieren von Tertiärliteratur

Ein Beispiel für das Zitieren einer Tertiärquelle in einer wissenschaftlichen Arbeit könnte wie folgt lauten:

Laut Duden ist Wissenschaft „(ein begründetes, geordnetes, für gesichert erachtetes) Wissen hervorbringende forschende Tätigkeit in einem bestimmten Bereich“ (Duden, 2022, online).[1]

 

Hinweise für das Verwenden von Tertiärliteratur

Da Tertiärliteratur keinerlei Informationen liefert, die nicht auch in Primär- oder Sekundärquellen zu finden wären, sollte sie in wissenschaftlichen Arbeiten nur spärlich verwendet werden. Wissenschaftliche Arbeiten kommen in vielen Fällen ohne Tertiärliteratur aus. Im Gegensatz zu Primärliteratur ist sie also kein Muss in wissenschaftlichen Arbeiten und hat für die Quellenarbeit natürlich auch einen geringeren Stellenwert als Sekundärliteratur.

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FAQ

Was ist eine Primärquelle?

Primärquellen geben bestimmte Ereignisse aus erster Hand wieder oder beschreiben Informationen direkt, ohne Bezug auf andere, bereits bestehende Quellen zu nehmen und diese zu referenzieren. Primärquellen sind daher besonders authentisch.

Was gehört zu Primärliteratur?

Zu Primärliteratur gehören etwa Briefe, Tagebücher, Romane, Gedichte, Gemälde, Fotografien, philosophische Werke und empirische Studien. Es erfolgt kein Bezug auf andere Quellen, sondern es werden authentische, originale Informationen erfasst.

Wie erkennt man Sekundärliteratur?

Sekundärliteratur ist daran zu erkennen, dass sie sich immer auf eine Primärquelle bezieht. Existierende Gedanken werden weitergeführt oder bestehende Informationen interpretiert, aber der Forschungsgegenstand ist immer eine Primärquelle.

Welche Sekundärquellen gibt es?

Beispiele für Sekundärquellen sind Abhandlungen über Romane oder Bücher, Gedichtinterpretationen, Analysen zu Gemälden oder Fotografien, Artikel über bestehende Studien, Dokumentationen oder Biografien.

Wo finde ich Sekundärliteratur?

Sekundärliteratur kann wie jede Quellenart an unterschiedlichen Stellen gefunden werden – frei zugänglich im Internet, in bestimmten Datenbanken oder in Bibliotheken. Sie ist oftmals leichter aufzufinden und verfügbar als Primärliteratur.

Was ist eine Tertiärquelle?

Eine Tertiärquelle fasst bestehende Informationen zusammen, ohne neue Erkenntnisse zu liefern. Daten werden also komprimiert und in gesammelter Form dargestellt, ohne jedoch jegliche neuartige Informationen zu beinhalten.

Was gehört zu Tertiärliteratur?

Beispiele für Tertiärliteratur sind Enzyklopädien, Lexika und Lehrbücher. Auch online verfügbare Nachschlagewerke wie Wikipedia fallen unter Tertiärliteratur. Der Definition entsprechend ist auch der Duden eine Tertiärquelle.

[1] Zu finden ist diese Definition online unter: https://www.duden.de/rechtschreibung/Wissenschaft.